01.10.2010

Die Prinzen Insel.


Sein Haar ist weicher als alle Kissen auf denen ich je gelegen habe. Mein Kopf liegt sanft auf seinem Haupt. Und zum ersten Mal seit einer Woche berühren wir uns in der der Öffentlichkeit. In dieser einen Woche Istanbul hatte er es tunlichst vermieden mich in der Öffentlichkeit zu berühren. Jetzt hier auf der Fähre von Istanbul City zu den Prinzen-Inseln, schien es ihm wohl wie exterritoriales Gebiet zu sein. Alle die Nähe und Wärme, die er mir sonst nur hinter verschlossenen Türen gab, scheint jetzt auch vor anderen Menschen möglich.

Selten bin ich Harmonie näher gewesen wie jetzt. Mein Kopf liegt auf seinem, wir spielen uns gegenseitig unsere liebsten und intimsten Songs aus unseren Paylisten vor und nutzen einen gemeinsamen Kopfhörer dafür. Der Wind geht stark über die Fähre hinweg, so dass er sich noch enger an mich anschmiegt. Kein Wort ist notwendig, keine Erklärung ist erforderlich. Die Musik ist unser Gespräch. In dieser Woche hatten wir unaufhörlich mit einander Gas gegen. Von dem Moment wo er in mein Hotelzimmer kam ging ein Expresszug, ein ICE, ein TGV los, in dem wir beiden in einem Abteil gefangen waren.

Nummer meines Hotelzimmers


Onur war noch keine 30 Sekunden in meinem Zimmer, als jemand wie besessen an meine Hotelzimmertür klopfte. Oder besser gesagt sie fast einritt. Ich brauch kein Türkisch zu sprechen und auch nicht mit den Gepflogenheiten der Altstadt von Istanbul vertraut zu sein, um zu wissen was er uns sagen will. Die höffliche Variante seiner Botschaft ist: „Kein Herrenbesuch auf dem Zimmer!“


Zimmertelefon

Und so gehen wir, ohne uns zu kennen, gemeinsam durch die Gassen der Altstadt spazieren. Zwar auf dem Europäischen Teil von Istanbul, aber doch den Gesetzten des Orient unterworfen. Dieses gemeinsame Spazieren sollte eine Woche nicht aufhören. Onur zeigt mir eine Woche all das was kein Fremdenführer einen in Istanbul zeigen kann. All die versteckten Cafés, Underground Parties und sonstigen Plätze jenseits des Istanbuler Mainstream. Alles was rein Schwul ist in Istanbul hatte mich nicht wirklich überzeugt. Aber diese Einführung von Onur nahm mit in eine metrosexuelle Welt, von  überraschender Internationalität, die mir mehr als gefällt.

Alle gemeinsame Extrovertiertheit am Tag und in der Nacht bei Ausgehen, wandelten wir in intensivste und intimste Gemeinsamkeit, wenn wir allein waren.

Nach einer Woche voller Ausgehen und Lärm haben wir beschlossen die Stadt für einen Ausflug zu verlassen. Deswegen sitzen wir auf dieser Fähre. Deswegen genieße ich jetzt umso mehr seine scheue Berührung. Deswegen kommt uns die Stille an Bord so stark vor.

Wir fahren zu einer der Prinzeninseln. Dies sind fünf Inseln im Mamara Meer vor Istanbul. Kleine Inseln die gerne von den Städtern für einen Tagesausflug genutzt werden und von den reichen Istanbulern mit Sommerresidenzen überzogenen ist. Allerdings vor einer schon lang vergangen Zeit.

Ich wärme mich an seinem Körper und ich merke wie eine Frage in mir hoch kommt. Ich habe mich schon lange dazu entschieden, Menschen mit denen ich eine Beziehung eingehe, als die Menschen zu sehen, die mein Unterbewusstsein ausgewählt hat für mich. Ausgewählt als die Menschen, bei denen ich genau das lernen kann, was ich gerade genau brauche um meine persönliche Entwicklung voran zu bringen. Wohl wissend das nicht ICH also mein Bewusstsein, sondern mein Unterbewusstsein dies entscheidet. Und auch wohl wissend, dass die Weißheit meines Unterbewusstsein, was es denn ist, was ich brauche, so viel größer ist, als die meines Bewusstseins. Und ich hatte gelernt, dass ich wie die meisten Menschen sehr blind und taub bin, dieses Angebot des anderen Menschen zu verstehen und aufzunehmen. Sogar im Gegenteil, mir immer wieder viel einfallen lasse, warum das denn so doof ist, was mir dieser Mensch dort anbietet, spiegelt und schenkt.

Jetzt spüre ich die Frage in mir hoch kommen, was es denn ist was uns Menschen auswählen lässt mir denn wir „nur“ Sex wollen oder „nur“ eine Affäre. Das die eine Gruppe nicht deckungsgleich ist mit den anderen, war sogar mir aufgefallen. Selbst bei allen Ausnahmen und schleichenden Übergängen bei dieser Regel.

Ich fange an mit seinem Haar zu spielen. Schau auf die links Seite, auf die Asiatisch Seite von Istanbul. Für lange Zeit hatte ich mich mit dem „Innern Kind“ beschäftigt. Eine Konstruktion von Psychologen, laut deren Auffassung st das „Innere Kind“ ein Platz ist, in der eigenen erwachsenen Psyche, in dem die Wünsche, die Sehnsüchte, die Bedürfnisse und nicht zu letzt auch die Verletzungen der eigenen Kindheit weiter auch im erwachsenem Leben existieren.

Das fatale daran ist, dass dieses „Innere Kind“ HEUTE maßgeblich für unser Verhalten in Beziehungen, bei Konflikten und bei dem Thema LIEBE ist. Das „Innere Kind“ sitzt am Ruder des kleinen Boots, das durch die Stromschnellen des Liebesflußes fährt.

Onur war so eine Sehnsucht. Entschlossener Tänzer, eher weich als hart, mehr spontan als geplant, besser im ausweichen, als im konfrontieren,

Ich gebe ihm einen Kuss und atme aus. Die Fähre nährt sich unserm Ziel der Insel „Heybeliada“. Die Anlegestelle ist schon zu erkennen. Direkt daneben ist ein kleiner Sommerpalast. Er ist direkt an das Wasser gebaut.

Eine Woche lang war ich von meinem „Innern Kind“ – Onur -  wie gefangen gewesen, habe nicht wirklich andere Schönheiten in der Stadt wahrgenommen. Aber jetzt bin ich der Situation erlegen. Je näher wir der Anleger stelle kommen, verstehe ich das Ausmaß dessen was mich dort vor dem Stadtschloss so einnimmt. Es ist ein Schloss, dass von der Türkischen Marine als Internat für den Nachwuchs genutzt wird. Hier sind 14-21 jährige Kadetten fein säuberlich in 5 Kompanien vor dem Schloss angetreten. Alle in Jogging Uniformen. Alle sind das, was ich einen „Frühblüher“ nenne. Das sind Männer aus dem Mittelmeerraum, die mit 16 aussehen wir 26. Mit 26 aber wie 36 aussehen und mit 36 wie 56 aussehen werden.

Mein Atmen stockte und ich war mehr als erregt. Ich dachte das dieses Aufgebot vor mir so etwas ist, wie ein Programm das mann sich in einem Holodeck laden würde, wenn es die Star-Trek-Technologie wirklich geben würde.

Kaum ein Fuß auf der Insel gelten für Onur die Regel des exterritorialen Gebiets nicht mehr. Er hält wieder den gebührenden Abstand. Ich reiße mich zusammen und verstecke meine Begierde für die Türkische Marine mühevoll vor mir und Onur.

Wir mieten zwei Fahrräder und fahren von dem Dorf das die Anlegestelle umgibt, langsam um die kleine Insel herum und erobern uns langsam  den wunderbaren Kieferwald und sehen die am Wegesrand die Sommerresidenzen aus vergangenen Zeiten. Alle aus Holz. Manche renoviert manche nicht. Aber alle sehen aus Pippilangstrumpfhäuser. Und wenn ein Pferd aus ihnen heraus gekommen würde, bin ich nicht im Geringsten davon überrascht. 


Die kleine Strecke geht tatsächlich um die Insel herum und steigt dabei immer mehr an, und führt unausweichlich zum höchsten Punkt der Insel. Das Fahrrad auf dem ich sitze macht mir fürchterlich deutlich wie deutsch ich bin. TÜV und Stiftung Warentest würden sicherlich dieses Exemplar als abschreckendes Beispiel für ihre internen Ausbildungen gut nutzen können. Kaum funktionierende Bremsen, kein Rücktritt und das Lenkrad war nicht wirklich fest mit dem Rahmen verbunden.

Das glückliche Lachen von Onur, der mir in jeder Kurve einen sehnsüchtigen Blick zurück wirft, entschädigte mich aber sehr.





 Je weiter wir aufstiegen, desto weniger Häuser sind da und desto dichter wird der Kiefernwald. Wenn es notwendig gewesen wäre hätte mich der Duft dieser Kiefern endgültig verzaubert oder zu mindestens entspannt.

Kaum merklich höre ich was. Jemand kommt auf zu. Es sind mehrere. Erst denke ich, dass ich es mir einbilde. Onur ist fast 20 Meter vor mir und schaut nicht zurück. Aber dann erkenne ich, dass ich mich nicht täusche. Einer der Kompanien joggt um die Insel. Und kaum das ich es ändern kann, sitze ich auf dem Fahrrad und die Kompanie umschließt mich und läuft einfach weiter. Wie ein Stein den mann ins Wasser wirft schlage ich Wellen in die Kompanie. Wenn Sehnsucht auf Begierde trifft. Und Duft und Bilder zu Wirklichkeit werden. Dann sollte man ein verkehrstüchtiges Fahrrad haben. Unfähig zu bremsen und unfähig zu lenken, fahre ich gegen einen Baum. Onur kommt zurück und lacht mich aus.



All der Aufstieg rund um die Insel, all die visuelle Qual und das schmerzende Knie bekomme ich jetzt belohnt. Onur sitzen auf einer der beiden Bänke auf dem Gipfel der Insel. Hinter uns der dichte Kiefernwald. Vor uns die langsam fahrenden Schiffe auf dem Mamara-Meer und die untergehenden Sonne. In dieser Einsamkeit legt sich Onur mit seinem Kopf auf meinem Schoss und schaut gleichzeitig mich und den Himmel an.

Seine Hand streichelt gerade meine Wange. Ein Zärtlichkeit und Intimität die ich mir für mich nicht größer vorstellen kann. Umso schlimmer, ja körperlich schmerzvoll ist es für mich, als er sie so schnell zurück zieht, wie eine Hand von einer heißen Herdplatte. Die perfekte Harmonie, die Stille des Moments und die Romantik der Natur um uns, wird jäh zerrissen, von einer weiteren Kompanie, die an uns vorbei joggt.

Nur langsam entspannt sich Onur, ist aber nicht ganz in der Lage sich wieder der Schönheit des Moments hinzugeben. Wir erzählen ein wenig. Träumen davon auf einer dieser Schiffe mitzufahren die vor uns auf dem Meer dahin gleiten. Wir überlegen uns, welches Ziel wir wohl am liebsten hätten.

Auf der Insel hatten wir bis auf die Kadetten kaum Menschen gesehen. Und überhaupt war hier alles wohltuend ruhig. Umso lauter hörten wir die Äste die brechen, als ein Mann aus dem Wald zu uns kommt.

Das sind die Momente wo mann erkennt wie sehr mann zuhause sich in Sicherheit fühlt und wie wenig sich Onur sicher in Istanbul als schwuler Mann fühlt. Der Mann kam wie aus einer anderen Zeit. Wir sind zwar in der Türkei und knapp 7000 Meilen von San Francisco entfernt. Doch war er ein original Hippie. Seine Haare, seine Kleidung, der Joint in seinem Mund. Alles war original. Er setzt sich neben uns auf die zweite Bank und fragt uns, ob er etwas üben dürfte auf seiner Gitarre. Um genau zu sein, seiner Cura, das ist die kleinste Form der türkischen Langhalslauten Saz. Ein Zupfinstrument das mit seinen sechs Saiten sofort das Gefühl von Orient als Musik schenkt.

Onur beruhigt sich wieder von dem Schreck. Akzeptiert den Hippie als Außenstehenden,  so wie er sich selbst sieht. Vielleicht hat ihm aber auch geholfen, dass der Hippie den Joint mit im teilt. Onur legt seine Kopf wieder in meiner Schoß und ich schau verträumt wieder zu untergehenden Sonne. Im Film würde jeder sagen wie kitschig ist das denn: „Natur. Meer. Sonnenuntergang. Und jetzt auch noch Live-Musik!“ Ich gebe mich aber den Klängen der Saz hin und freue mich über den Moment. Was ist das? Seit wann kenne ich Türkische Lieder? Ich kenne doch diesen Song. Oh my god!  Das kann es jetzt nicht sein. Das glaubt mir niemand! Der Hippie spielt mit dem Joint im Mund und den Sonnenuntergang vor sich den Song: „Moonriver!

Kaum ist der Hippie weg, bläst mir Onur noch einen auf der Bank. Und das im Angesicht der untergehenden Sonne.
Jetzt weiß ich warum diese Inseln, als Prinzen-Inseln bezeichnet werden.



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27.09.2010

Apocalypse Istanbul



Ich bin nicht so weit davon entfernt. Von meiner Apocalypse Istanbul. Jeder der den Film Apocalypse Now gesehen hat, wird sich sicherlich an die Szene erinnern in der die Hauptfigur „Captain Willard“, alias Martin Sheen, im Hotelzimmer viele tausend  Kilometer Entfernt von Kansas mitten in Süd-Vietnam in einem Hotelzimmer „gefangen“ ist.

In diesem Hotelzimmer kämpft er seinen ganz eigenen Krieg. Den Krieg zwischen seinen Erinnerungen von zu Hause und seine moralischen Verfehlungen auf der anderen Seite. Mit den Ängsten über die nahe Zukunft und seinen Auftrag hier vor Ort. Den Auftrag den abtrünnigen, angeblich wahnsinnig gewordenen US-Colonel Kurtz zu töten.

Istanbul (Pic als Internet Link)
Dieser durchgeknallte und desertierte US-Colonel hatte sich im Dschungel zwischen Nord und Süd-Vietnam eine Privatarmee aufgebaut, um eine privaten Krieg zu führen. Einen Krieg im Vietnam-Krieg.
Und die Kamera verlässt das stickige und überhitze Zimmer nicht und nimmt uns mit zu den Auswirkungen von Drogen, Alkohol, Angst. Und auch zu dem Schlimmsten, der Sehnsucht und dem Selbstzweifel.
Hier in seinem Hotelzimmer bleibt alles stehen. Zeit, Raum, Geschichte und sein Leben. Alle Regeln und soziale Gepflogenheiten verwildern. Unkraut und Moos wächst durch das brüchige Korsett , dass wir Zivilisation nennen. Und wir sehen diesem Captain Willard zu, wie er wieder zum Tier wird, oder besser gesagt sich reduziert, zu seinem „Es“, wie Freud es nennen würde.

Ich bin nicht so weit davon entfernt. Aber ich liege nicht in Vietnam in einem Hotelbett und ich habe nicht einen solchen Auftrag.

Stadtteile von Istanbul (Pic als Internet Link)
Ich liege in einem Hotelzimmer in Istanbul. In der Altstadt im Viertel Emiönü. Keine 800 Meter von der Blauen Mosche entfernt  Mit dem Licht des Morgengrauens bin ich in einem Taxi in die Stadt gefahren und hatte mit in der Ruhe und der Einsamkeit der frühen Stunde, die wichtigsten  Denkmäler schon erarbeitet.
Zu spätern Stunden sieht man vor lauter Touristen nämlich schon nicht mehr die Denkmäler und Moschen. Zwischen der Blauen Mosche und der Universität bildet sich die Altstadt ab, die heute vornehmlich aus Hotels für Touristen besteht. Und noch nicht vor all zu langer Zeit nur Holzhäuser kannt.

In einem solchen Hotel liege ich in meinem Zimmer. „Kitschig eingeräumte Gefängniszelle“ trifft es glaube ich am besten. Ich habe Respekt davor mir diese Wahnsinnsstadt zu erobern, die sich immerhin auf zwei Kontinenten ausbreitet und 16 Million Mensch in sich aufsaugt.. Vielleicht sollte ich einfach hier bleiben im Zimmer und die Ruhe und die Einsamkeit genießen. Ganz ungestört sein vom Alltag und von sozialen Verpflichtungen. Ja, selbst vor der eigenen Routine und den eigenen Gewohnheiten sich lösen.

„Captain Willard“ bereitet sich auf seine Reise in den Dschungel vor, indem er die Militärakte von Colonel Kurtz studiert. Ich schaue stattdessen ins Internet. Ich taste mich in die neue Welt nur virtuell vor. Wie sonst bei keiner Städtereise, habe ich Hemmung das Abenteuer zu beginnen.
 Istanbul (Pic als Internet Link)

Aber virtuell geht es einfacher. Und schon bin ich auf der Reise ins Innere von Istanbul. Wie der Captain reise ich mit dem „Boot“ immer tiefer und tiefer in das Landes innere. Das „Boot“ fährt den Fluss rauf immer tiefer in den Dschungel. Als Symbol des Unbekannten und eines Ortes ohne Regeln und Gesetz.
Mein „Boot“ sind die Menschen aus dem Internet. Erkan. Nennen wir ihn einfach mal so, hat ein Profil bei Gay Romeo. Kein blaues Profil, sondern ein goldenes Profil. Und so kommt Erkan zu mir ins Hotel, das gefühlt in der Mitte von 10 Moschen liegt. Der Schatten der Religion hat unser Vergnügen nicht geschmälert. Und ich finde Sex während vom draußen die ganze Zeit zum Gebet gerufen, oder besser gesagt geschrien wird, ein wichtiges politische Signal. Homosexueller Sex umso mehr. Nur auf das eigene Schreien habe ich verzichtet.

Mit einer Karte und einem Metroplan, erobere ich mir eigentlich ganz allein, jede noch so große Metropole. Aber so ein persönlicher Stadtführer ist einfach praktisch. Zumal dieser spezielle Führer mir alles zeigt, was in keinem Stadtführer steht und auf keiner Webpage zu finden ist. Wir lernen seine Freunde kennen. Sind zum richtigen Zeit am richtigen Ort. Etwas was in einer fremden Stadt immer das Schwerste ist. Zumal wenn sie 16 Million Menschen hat. Ich hatte meinen Führer für mein Boot gefunden, der mich auf dem Fluss durch diesen  Dschungel führt.

Sein goldenes Profil hat mich nur dann etwas gekostet, wenn wir ein Taxi eine Bahn nutzten oder Essen gingen. Zwei Tage führt er mich durch die Stadt zu Türkischen Cafes, Türkischen Hamams, feiert private Feiern mit seinen engsten Freunden und mir. All diese Stationen haben auch immer den Zauber von unserem ersten Treffen. Immer auch die Magie der Lust und Befriedigung.

Zwei Tage lang fahre ich mit Erkan, mehr und mehr  flussaufwärts in dem Dschungel namens Istanbul. Immer tiefer in den Dschungel. Immer mehr dem Ort entgegen ohne Regeln und Gesetz.

Tarlabaşı Blv in Istanbul (Pic als Internet Link)
In diesen zwei Tagen sauge ich das Chaos, den Schmutz und die nicht endenden  verwinkelten Straßen in mir auf. Die niemals abnehmende Masse an Menschen und Lärm. Lärm ist hier Grundnahrungsmittel. Insbesondere im Viertel Beyoğlu, dem Viertel von Istanbul mit all den Läden und Cafes und Restaurants, das noch auf der  Europäischen Seite ist. Und das auch einem das Gefühl gibt, noch in Europa zu sein. Rund um den Taksim Platz und dem Tarlabaşı Blv als Fußgängerzone gegen kleine Gassen wie kleine Universen, voll mit Bars, Straßenmusik, billigsten Läden und fantastischen Bazaren um etwas zu essen. Alles immer mehr auf der Straße, als an der Straße.

Und hier in Istanbul passiert das Gleiche wie immer auf meinen Städtereisen. Nicht das Neue in der Stadt findet mich. Sondern ich finde das Neue in mir. Wie Willard und seine Crew auf dem Boot kümmere ich mich erst mal um die Grundbedürfnisse. Erkan verkauft Brot. Brot am Tag und in der Nacht sich selbst. Wer so intensiv mit Grundbedürfnissen zu tun hat, kennt alle Seiten einer Stadt. Schaut auch hinter den Vorhang. Auch da wo es dreckig ist.

Das Licht fällt durch 12 keine runde Aussparrungen in der Kuppel in das Hamam. Soviel ist sicher, dies ist eines der übelsten Hamams der Stadt. Erkan hat mich hier hin gebracht, weil ich ihn gebeten habe mir ein Hamam zu zeigen, wo auch schwules Leben drin vorkommt..

Notdürftig mit einem Handtuch bedeckt, liege ich auf dem Heißen Stein und folge mit meinen Augen der Sonne, wie sie langsam Erkan mit Licht überdeckt. Er liegt mir gegenüber und ich habe zum ersten Mal Zeit und die Muße mir ihn ganz genau anzuschauen.

Sein drahtigen Körper. Seine Dunklen Augen. Seine kräftigen Unterarme und seine großen Hände. Erkan sticht immer heraus in meinem Auge, egal wie viele Menschen um ihn herum sind. Aber in dieser hässlichen Umgebung, mit all diesen alten, fetten, aufdringlichen und verklemmten Türkischen Männern sieht er umso schöner und reiner aus.

 Hamam in Istanbul (Pic als Internet Link)
Leicht geht der Dampf durch das Hamam. Noch nicht ganz habe ich alle Räume gefunden, geschweige den erstürmt. Mir fällt nur auf, dass alle Herren durch alle Räume gehen. Und über all auch mal versuchen nicht nur zu schwitzen, sondern auch … sagen wir mal ins Gespräch zu kommen. Aber in einen Raum geht keiner rein. Ein Raum scheint tabu. Und genau in diese Raum zieht es mich wie wild. Zieht es mich, weil ich weiß, dass dies das Ende meiner Reise auf dem Fluss durch den Dschungel ist. Das Ziel meiner Mission. Hier ist es dunkler als sonst im Hamam. Besonders viel Dampf und kaum Dachluken. lassen hier dem Licht kaum eine Chance. Erst langsam erkenne ich, dass ich hier nicht alleine bin. Ein Mann so groß und so gebaut, als wäre er vom Marine Corps sitze gelassen auf dem Heißen Stein. Er nimmt mich nicht war und wäscht sich fein säuberlich mit dem typischen Hamam Waschlappen. Gründlich und in Seelenruhe.


Ich setzte mich auf den Heißen Stein direkt ihm gegenüber und schweige in an. „Was hat wohl Hitler gedacht bei seinem letzten Tag im Bunker?“ Das ist die Frage mit der der Mann das Schweigen bricht. Durch die Art wie er sich wäscht, sehe ich das er nicht nur sehr hervorragend trainiert und noch besser gebaut ist, sondern auch das er ganz offensichtlich gerade kampfsportartige Bewegungen macht. „Das ihn seine Bähungen noch umbringen werden.“, antwortet ich. Und damit beginnt eine Konversation, die bei Hitler startet über die deutsche Romantik bis hin zum Osmanischen Reich geht. Alles auf Englisch. Dieser Mann ist ganz offensichtlich sehr gebildet. 

 Hamam in Istanbul (Pic als Internet Link)
Lange und detaillierte Minuten später steht der Mann auf und stellt sich ganz nah vor mich. Sicherlich knapp 190 Meter groß, fragt er mich nach den Sportarten die ich gemacht habe. Ich fühle mich von der spontanen Nähe bedroht. Die Situation wird nahezu zum zerreißen gespannt und grotesk. Kurz schau ich aus dem Raum raus und kalkuliere, ob es sich lohnt nach Hilfe zu rufen.

Da beginnt der Mann seinen Tanz mit mir. Der Heiße Stein ist hart und naß, aber er gibt uns die Unterlage für unser Spiel. Und das Spiel wird mit harten Bandagen gespielt. Ist mehr Kampf als Sex. Ist mehr erobern, als hingeben. Mal führt er, mal führe ich.

Kaum ziehe ich mich wieder an,  kommt Erkan zu mir und stellt fest: „Wie ich sehe hattest du die Ehre den Amerikaner zu treffen!“. Ich bejahe und frage Erkan nach dem Namen von dem Amerikaner. „Er heißt Kurtz!“

















14.02.2010

Gay Romeo Histroy


Ich bin seit 2003 bei der Internetseite Gayromeo angemeldet. Da kommen viel Text zusammen. Hier mal das BEST OFF meiner Texte.

Welcher Text gefällt dir am Besten? Welchen findest du doof?




*** English Version ***

lasting kisser
intensive massage
hard grip
tender exhale
word fighter
high standards
rules believer
tenderness exchanger
truth keeper


*** Philosophische Version ***

Auch wenn hier der Name "Kant" ein wenig doppeldeutig ist, dachte ich daran, dass der Kategorische Imperativ auf Gay Romeo angewandet auch stimmt:

Verlange von Deinem Chat-Partner, immer nur so viel, wie Dein eigenes Profil auch an Versprechen halten kann.


*** Realistische Version ***

"Erst wollte ich die Welt verändern, jetzt bin ich froh, wenn ich schon mit ein wenig Würde den Raum verlasse." (shortbus)


*** "Oscar Wild für Anfänger"-Version ***

Wer zum Metzger geht, braucht nicht nach Gemüse zu fragen. Wer in Gayromeo chattet, braucht nicht nach Liebe zu fragen! (SH)


*** Size-Queen-Version ***

Kleine Männer haben große Chancen bei mir.
Große Männer haben es schwer bei mir.
Aber warum eigentlich immer nach dem Leichten gehen?

*** Die ewige Suche Version ***

Suche eine Mann für eine Beziehung.
Einen Mann, der weiß, das Küssen stärker ist als jede Droge dieser Welt.
Einen Mann, der Treue nicht mit Loyalität verwechselt.
Einen Mann, der die Zärtlichkeit des Alltags schätzt.
Einen Mann, der ein eigenes Leben hat.
Einen Mann, der es zu schätzen weiß, wenn ich meine Schwäche nur Ihm zeige.
Einen Mann der diese Top/Bottom-Scheiße nicht mit macht und Leidenschaft lebt.
Keine Mann, der durch eine Beziehung, etwas werden will.
Keine Mann, der durch eine Beziehung, etwas nicht mehr sein will.
Einen Mann.


*** Shortcuts Version ***

Das Pendel schwingt zwischen : "In einem Meer von Zärtlichkeit ertrinken." und "Der Geilheit Untertan." (SH 1)


"Als ich mich entschloss dem Pfad der Wahrheit zu folgen, wurde mein Weg sehr steinig und einsam. Auch der Preis in Form von Feind und schlimmer noch Freund, war mir nicht zu hoch. Weinen musste ich erst, als ich merkte das meine Wahrheit auch nur eine Lüge war." (SH 2)

"Wie jede gute Schlampe bin ich im Herzen konservativ und romantisch. Es läßt mich nur keiner so sein." (SH 3)


*** ernüchterte Version ***

"Freiheit ist es,
wenn wir ihn los werden wollen.

Einsamkeit ist es,
wenn wir ihn vermissen."

(SH)


*** Es geht um...- Version ***

Es geht nicht um Immer ...
Es geht um den Moment ...

Es geht nicht um die Liebe ...
Es geht um das Lieben ...

Es geht nicht um das Sehen ...
Es geht um das Fühlen ...

(SH)


*** Schwules Backrezept Version ***

Hie mein Schwules Backrezept für eine glückliche Beziehung :

Zutat Nr I : Dein ICH sollte nicht im WIR verloren gehen.
Zutat Nr II : Habe unendliche Neugier auf das Leben und die Menschen.
Zutat Nr III : Sei wie Du bist und ändere Dich für niemand.
Zutat Nr IV : Verwechsel nie Treue mit Loyalität.
Zutat Nr V : Sei ein guter Küsser.
Zutat Nr VI : Liebe Deine Freunde. Pflege Deine Feinde.


*** More Version ***

Ich bin :

More... Mann, als Junge
More... erfahren, als schüchtern
More... sensible, als ich aussehe
More... versaut, als meine Mutter denkt
More... Gefühle, als ich selber denke
More... machen, als warten
More... hoffen, als weinen
More...



*** Queer as Folk Version ***

Ich habe meine Freunde gefragt: "Wenn ich eine Figur bei Queer as Folk wäre, wer wäre ich?“


X. hat gesagt: "Du hast Dir immer genommen, was Du wolltest, Du hast nie Rücksicht genommen. Du hast immer die Konsequenzen getragen. Du wärst sicherlich Brain“

Y. hat gelacht: “Du würdest nie einen Menschen zurücklassen. DU gehst immer auf die Menschen zu. DU musst Michael sein.“

Z. hat geflüstert: „Als ich kennen Keinen, der so alles geregelt hat wie Du. Wenn es danach geht, musst Du Ted sein.“

Q. schlägt sich auf die Schenkel und lacht sich kaputt: “… du machst Eiskunstlaufen, Du musst die Tucke Emmett sein. Oder?“

R: „Justin ist doch das Jüngelchen, der nie aufgibt. Also manchmal, denke ich …“


Scheiße… was für ein Mutant ist denn bei der Befragung rausgekommen!??

Ob wir Kaffee trinken, ich Dich ficke oder wir uns lieben, ich will einen Menschen treffen und kein Image.


*** Triptychon Version ***

Ich saß letztens mit den Gebrüdern HAß, LIEBE und SEHNSUCHT bei einem Bier zusammen. Wir kamen so ins Plaudern. Der HAß war echt sauer weil, ich ihn so klein halte und er nur noch die LANGWEILE aus dem anderen Dorf und die DUMMHEIT der Wenigen hassen durfte. Aber die LIEBE hatte viel zu lachen, weil sie immer Recht hat und mit allen gleich ins Geschäft kam. Nur die SEHNSUCHT war mal wieder zickig. Nie war sie ganz bei uns. Immer schien sie abwesend zu sein. Ich glaube ich mag die Sehnsucht nicht mehr so richtig. Na ja wie auch immer. Ich war mit der nächsten Runde Bier dran.


*** Fight Club Version ***

"Kondome sind die gläsernen Pantoffeln unsere Generation. Du schlüpft hinein, wenn Du einen Fremden triffst, tanz die ganze Nacht. Und weg damit! Mit dem Kondom, nicht mit dem Kerl." (Fight Club)



*** Mann Version***

Pornografische war mal geheim, intim und im Verborgenen. Heute ist es das Gegenteil. Deswegen an dieser Stelle anstatt eines Porno Textes, in aller Offenheit:

Suche eine Mann für eine Beziehung.
Einen Mann, der weiß, das Küssen stärker ist als jede Droge dieser Welt.
Einen Mann, der Treue nicht mit Loyalität verwechselt.
Einen Mann, der die Zärtlichkeit des Alltags schätzt.
Einen Mann, der ein eigenes Leben hat.
Einen Mann, der es zu schätzen weiß, wenn ich meine Schwäche nur Ihm zeige.
Einen Mann der diese Top/Bottom-Scheiße nicht mit macht und Leidenschaft lebt.
Keine Mann, der durch eine Beziehung, etwas werden will.
Keine Mann, der durch eine Beziehung, etwas nicht mehr sein will.
Einen Mann.