20.10.2007

Prisilla, Queen of the Markermeer ! (1. Reisebericht von der Bootstour durch die Niederlande)

Ich sitze hier auf den Stufen und weine. Mir hat keiner was getan. Ich habe allen Grund glücklich zu sein. Aber trotzdem bin ich traurig. Irgendwas in meinem Außen, hat in meinem Inneren was berührt. So das ich traurig wurde.

Es ist kein Schmerz, es ist keine Wunde und auch keine Verletzung. Es ist pure Traurigkeit. Und erschöpft vom Aushalten dieser Traurigkeit nutze ich dieses Weinen um mich von der Traurigkeit zu befreien. Wenn die Tränen fließen ist es für mich wie ein Akt der Reinigung und Befreiung.

Seltsam ist nur das mir das passiert, während ich hier sitze auf den 3 Stufen vor dem wunderschönen alten Haus mitten in Amsterdam. Von der höchsten Stufe aus habe ich einen idealen Blick auf das ganze Geschehen vor mir. Es ist Canal Pride Day. Die Amsterdamer Version des Christopher Street Day. Halt nur alles auf Schiffen und auf den Grachten.

Von meinem „Hochsitz“ aus kann ich schräg gegenüber das „Het Muziektheater“ am Waterlooplein sehen. Zwischen mir und dieser Oper liegt ein großer Platz. Nur hat dieser Platz nicht Steine und Asphalt, sondern Wasser. Denn von meiner rechten Seite fließt die Amstel als namensgebender Fluss in die Stadt und von links kommt eine der Grachten wo die Grand Hotels und leckern Cafés sind. Direkt vor meinen Füßen vereinen sie sich, um gemeinsam in einem dritten Wasserarm Richtung Hauptbahnhof und damit zu den Binnenmeeren Hollands zu fließen.

So sind wir auch nach Amsterdam gekommen. Per Boot von Leiden aus über die Binnenmeere und Wasserstraßen der Niederlande. „Wir“, das sind zwei identische Motorboote mit jeweils 15 Meter Länge und mit jeweils 12 Mann an Bord. Also 24 schwule Junx auf einer Entdeckungsreise durch Holland. Und es gilt irgendwas zu finden zwischen „Der Entdeckung der Langsamkeit“ und dem „Genießen der Freiheit der holländischen Rechtsprechung“.

Auf unserer Reise im August haben wir uns für das letzte Wochenende unserer Fahrt die Tage des Canal Pride ausgesucht. Eins von unseren Schiffen liegt strategisch optimal am Paradeweg, einem Brückenkopf gleich, am Rande des „Platzes aus Wasser“. Von meiner Treppe aus kann ich das ganze Treiben gut einsehen. Jede Brücke, jeder Teil der Promenade, jede Bootsanlegestelle ist überfüllt mit Menschen die feiern und eine Höllen Lärm machen. Das Wasser ist nicht mehr zu sehn, weil jedes Schiff, jede Barkasse und jeder Kahn diesen Tag feiert. Jedes Boot hat ein anderes Motto und einheitliche Kostüme oder zumindest Proviant für vier Karnevalstage an Bord. Die Menschen quetschen sich nicht nur auf die Boote, sondern füllen auch angrenzenden Straßen, Brücken und Ufer voll, wie Styropor ein Neckermann-Packet. Zwischen mir und dem Wasser liegt eine Straße, die ebenso überfüllt ist mit lauten Menschen, die nichts anderes machen, als sich in kleine Gruppen laut gestikulierend aneinander vorbei zu schieben.

Dieses Treiben wurde nur getobt von dem Show-Boot, das vor mir liegt. Turmhohe Boxen bilden die Bühne für die talentierten aber abgehalfterten Sänger, die mir ihren Sing-a-long-Songs, eine volle aber moderne Bierzelt-Atmosphäre schaffen. Sie können gut singen und geben uns den Robin Williams, Joe Cocker und sonstige Evergreens, die in diesen Ameisenhaufen von Menschen gut passen.

Aber sie haben nur den roten Teppich ausgelegt, auf dem jetzt die nächste „Künstlerin“ mich in den emotionalen „Himmel und Hölle“ führt. Die Sängerin kommt offensichtlich aus Surinam, der holländischen Kolonie, und hat ihr verwelktes Äußeres, mit dem plumpen Inneren aller Hollanderinnen gepaart. Gerade deswegen war sie der perfekte Resonanzkörper für meine Gefühle. Denn ihre Stimme und ihr Songauswahl ließ meine Tränen und damit meinen Reinigungsprozess erst richtig anspringen: Shirley Bassey hoch und runter. Also Drama-at-it’s-best. Nach 5 Shirley Songs war mein Karma durch Vor-, Haupt- und Schleudergang wieder rein gewaschen und ich hatte auch allen Weichspüler fleißig in mir aufgenommen.

Ich hatte jetzt wieder genug Kraft zum unserem Boot zurück zu gehen. Aber warum war es soweit gekommen? Was war dort in meinem Inneren berührt worden?

Die Zeichen standen doch ganz anderes. Denn eigentlich sah alles nach einer 5-Sterne Woche aus. Denn um mal die Metapher des Kochens aufzunehmen, war alles da, was eine Haute Cuisine Mahlzeit braucht.

Die Köche waren alle auf Ihre Weise, mit das Beste, was Köln im „late-20-something-Sortiment“ und „early-thirties“ zu bieten hat. Und das nicht nur visuell, sondern auch vom Kopf her. Gescheite Junx, die nicht nur weniger als 14 % Körperfett haben, sondern auch Abitur und Studium.

Die Zutaten zum Mahl wahren zwei Boote wie sie perfekter nicht sein konnten. Je 15 Meter lang, 2er Kabinen, großer Essraum, voll ausgestattete Kombüse und großes Sonnendeck. Da einige die Reise schon mal gemacht haben, war auch die Zusatzausstattung perfekt: Sonnenschirme mit Discokugeln dran, Luftmatratzen, Kisten mit Wein und jedes Boot hatte eine CSD-Paraden-Wagen-taugliche Musikanlage und Boxen, plus Hängematten.

Die Zubereitung dieser Zutaten war ebenso perfekt. Über Binnenmeere, Wasserstraßen und Grachten entdeckten wir in Langsamkeit das Land und hatten dabei einen Rotwein in der Hand, Madonna auf Stufe Maximum in den Boxen und staunende Holländer am Ufer, die unser Disco-Kugel, anstatt einer Landesflagge begafften.

Das Auge isst ja bekanntlich mit und deswegen war auch die Dekoration mehr als nur ansprechend. Denn wir haben auf dieser Reise die abwechselnden Bilder von Landschaften und Städten nicht nur genießen können, weil wir langsam waren. Sondern wir blieben auch einfach mit dem Boot dort, wo wir uns die Natur gefallen hat: auf einem Acker, umgeben von Kühen, aber trotzdem auf dem Wasser. Oder auf einem großen Binnenmeer einfach ankern und die Sonne ausnutzen indem mann mit den Luftmatratzen und mit 20 Junx ins Wasser springt. So das dies eigentlich ein eigenes Pornolabel wert ist.

Die einzelnen Gänge des Mahls waren wohl komponiert. Jeden Abend kochte eine andere Kabine. Es gab eine „German Next Top Model – Male Version“, mit Drag und Contest.

Und das Entertainment-Programm war auch super. Denn als wir an einem Abend auf einem Acker ankerten, grillten und bei Sonnenuntergang eine kleines Feuerwerk zündeten, flohen 100 Kühe panisch vor uns. Dieses Jogging der Tiere wäre auch ohne Folgen geblieben, wenn die umliegenden Bauern diese Angst der Tiere und das laute Schreien diesmal von Mika aus den Boxen, nicht zum Anlass genommen hätte, uns Stadtkinder mal zu zeigen, wo der Hammer und die Mistgabel hängt.

In zwei Autos kamen sie durch die Nacht angefahren und alle Körpersprache von ihnen, sollte zeigen, dass sie mindestens schon mal ein Leben als Kirmes-Boxer hatten. Aggressiv fragten Sie nach dem Skipper. Als dann 24 Sportstudio-gestählte Herren von den Booten kamen, wurden sie etwas rühriger. Sie ahnten ja nicht, dass sich keiner der Junx je geschlagen hatte und sie eher Angst hatten sich eine Nagel zu brechen oder ihr hübsches Gesicht zu verunstalten.

Aber wir packten unser Zeug und verließen den Acker.

Traumurlaub? Einmaliges Erlebnis? Großes Abenteuer?

Nein. Denn bei aller Perfektion und bei aller optimaler Zusammenstellung, blieb es für mich kalt und es entstand nicht Neues. Als Gourmet-Kritiker würde ich hier die Sterne aberkennen.

Aber warum? Vielleicht hilft eine andere Metapher, um die dies zu erklären. Der Film „Prisilla, Queen of the Desert!“ ist ein Road movie. Das funktioniert klassischer Weise so, dass Menschen die sich nicht kennen und am Anfang auch nicht mögen oder gemein haben, aus einer Begebenheit heraus gezwungen sind eine längere Zeit zusammen eine Reise zu machen. Während dieser Abhängigkeit erleben sie gemeinsame Abenteuer und verändern so ihre Sicht auf sich selbst und den Anderen. Um somit dann Freunde zu werden. Das eigentlich Ziel ist nicht mehr bedeuten und der Weg war das Wichtige.

In dem Film „Prisilla“ tanzt eine Drag-Queen als Maria Callas verkleidet auf dem Bus, der durch die Wüste Australiens fährt und sie „singt“ eine Arie dieser Sängerin. Dieses Gefühl auf diesem Bus, ist die Kraft des Inneren, dieser Filmfigur. Und weil alle anderen beiden Hauptfiguren auch diese Kraft suchen und spüren, werden diese Männer Freunde.

Auf meiner Odyssee durch Holland war ich zwar nicht im Fummel, aber oft an Deck tanzend und singend zu Madonna, Mia, Mika und Co. Aber in der ganzen Woche habe ich nie eine gemeinsame Kraft der Junx gespürt. Jeder wollte das perfekte Dinner. Bekommen haben wir nur überschaubare Teller mit wenig drauf. Aber weil alles so perfekt schien, hat sich keiner getraut es zu sagen, dass es nicht schmeckt. Und so blieben wir von einander getrennt und damit nicht wirklich im Kontakt.

Und das heißt Distanz. Und das heißt Enttäuschung und Traurigkeit.

Aber mein Karma war jetzt wieder im Klaren und ich konnte mich in die dunklen Seiten des Amsterdamer Nachlebens stürzen. Um zu lernen, dass „Küsse, lügen nicht.“ Aber das ist dann im nächsten Reisebericht.

Für die Visuellen unter Euch:

PS I : Internet-Seite mit den Bootsinsassen und den Booten :

http://www.ms-laziness.de/

PS II : Internet-Seite mit Pix von der Fahrt :

http://www.flickr.com/photos/queerstreetriot/sets/72157601328119046/

PS III : Internet-Seite mit Pix von Canal Pride 2007:

http://www.flickr.com/photos/queerstreetriot/sets/72157601309928974/

PS IV : Geschnittenes und Gesamt-Video


08.08.2007

Liebe und Zufall.

Die University of Berkeley hat eine Untersuchung gemacht, wann und wo die Nobelpreisträger der letzten 25 Jahren ihre entscheidende Ideen hatten. Interessant ist dabei, dass an den ersten drei Plätzen: Spaziergänge, Jogging und Duschen steht. Und 2/3 aller Orte nicht der Arbeitsplatz waren und mehr als 80% der Zeitpunkte, nicht während der Arbeitszeit lagen.

Wer will, kann also draus den Schluss ziehen, dass die wirklich wichtigen Durchbrüche im Leben, nicht während der Arbeit stattfinden. Und das es wichtig ist, sein Bewusstsein in einem Zustand der Gelassenheit und Entspannung zu haben.

Gut und schön, aber weder werden wir jetzt alle einen Nobelpreis anstreben, noch ihn erhalten. Aber wenn mann diese Erkenntnisse nicht als Voraussetzung für einen Nobelpreis sieht, also als Idee für alle Menschen. Sondern als Voraussetzung für DIE IDEE seines eigenen Lebens, sind es wichtige Erkenntnisse. Wenn es darum geht, die Weiche seines Lebens zu finden und richtig zu stellen, ist das doch der Nobelpreis für sein eigenes Leben wert. Wenn es um persönliches Glück und Zufriedenheit geht, würden wir die Idee, den Weg dorthin, sicherlich mit diesem Preis belohnen.

Wissenschaft muss sich ja immer messen lassen an der praktischen Umsetzbarkeit. Also stellen wir die Frage mal ganz deutlich: Was müssen wir tun, um diese Ergebnisse für unser Leben positiv zu nutzen?

Empfehlung 1: Bringe Dich an einen Ort und in einen Zustand, der nicht einem Sinn oder einer Funktion dient.

Empfehlung 2: Übe Dich darin, während dieser Zeit auf Nichts zu warten.

Empfehlung 3: Werte die Ideen und Bilder die Du bekommst nicht.

Empfehlung 4: Vergesse nicht zu leben und zu studieren, Dein Leben lang.

Das soll glücklich machen? Nein, tut es nicht.

Laut Berkeley ist es absolute Voraussetzung für den Erfolg, hier ist der Erfolg unser Glück und Zufriedenheit, dass die Ideen und Bilder die wir bekommen, konsequent umsetzten. Und das Entscheidende ist dabei, dies unabhängig von der Realität der Anderen und den herrschenden Glaubenssätze der Anderen und von einem selber, zu tun.

Was das bedeutet mach ich mal an mir, als Beispiel fest: Meine Idee Eiskunstlaufen zu machen, hatte ich während der Closing Veranstaltung der Gay Games in Amsterdam. Die Fabulous Skaters Cologne wurden während eines Spaziergangs im Botanischen Garten in Sydney geboren. Meine allererste erste Küridee für Musik und Kostüm hatte ich am Strand von Grand Canaria. Stimmt! Dies sind keine Welt verbessernden Ideen. Aber sehr verbessernde Ideen für meine Welt.

Auf einer meiner längsten Reisen, die ich je gemacht habe, meine 1-jährige Coaching Ausbildung, als Reise zu meinem Bewusstsein und meinem Unbewussten, habe ich zwei weitere Aspekte kennen gelernt.

Das eine ist das Akasha-Feld. Zum Beispiel beschrieben von Ervin Laszlo, in „Zu Hause im Universum.“ Mr. Laszlo versucht mit seiner Beschreibung des Akasha-Felds den Weg zu bereiten für die „Theory of Everything.“ Also dem WISSENSCHAFTLICHEN Versuch, die all zusammenhängenden Kräfte des Universums zu erkennen und zu beschreiben. Und dabei nicht nur auf die Materie und Energie sich zu stützen, wie in der konservativen Physik, sondern die neuere Physik und andere Wissenschaftszweige zu nutzen. Wie zum Beispiel der Bewusstseinsforschung. Lassen wir mal die Herleitung dieser Theorie und deren Überprüfung, bei Seite. Und konzentrieren uns darauf, warum sie so ein großes Reiseerlebnis für mich ist. Und vielleicht ja auch für Dich.

Da die Esoterik im engeren Sinn und die Religion in jedem Sinne, für mich versagt haben, brauche ich eine Idee davon, warum ich den Ideen und Bildern glauben soll, die während meines Müßiggangs aus mir selber kommen. Und ich will wissen, woher sie kommen. Da die Idee der Akasha-Felder behauptet Alle und Alles sein mit einander verbunden, kann ich auch alles wissen, was es an Wissen gibt. Ich habe also eine Schnittstelle zum Zentralrechner des Universums. (Um es genau zu nehmen, behauptet die Akasha-Felder-Idee, dass jeder Mensch, Teil des Zentralrechners ist.)

Damit bleibt für mein Weltbild nur noch eine Frage übrig: Warum soll das Wissen, was ich bekomme eine positive Richtung haben? Gut für mich sein? Gut für Andere sein? Moralisch sein?

Hier kommt das zweite Element meiner Ausbildung ins Spiel: das Enneagramm. Im Coaching hilft es einem als Persönlichkeitstypologie und als Erklärungsmodel für den Prozess wie Persönlichkeit entsteht. Mich hat aber viel nachhaltiger beeinflusst, dass es als Model aufzeigt, dass alle Handlungen der dort beschriebenen 9 unterschiedlichen Persönlichkeitstypen, sich zwar in ihren Persönlichkeiten und damit in ihren Handlungen und Werten unterscheiden. Aber in ihrem Ziel identisch sind. Nämlich wieder die Liebe zu spüren, die sie in sich hatten, als sie auf die Welt kamen.

Alles was Menschen machen, ist also immer ein komplexer und oft seltsamer Weg, wie sie glauben, die Liebe, die sie verloren glauben, wieder zu finden. Der eine glaubt es durch Sex zu schaffen, der Andere durch Macht. Wieder andere durch eine Beziehung, oder durch Anhäufung von Dingen oder durch Unabhängigkeit. Alle wollen nur wieder zur Liebe zurück, von der sie sich getrennt fühlen. Hierbei geht es um die Liebe, die wir brauchen als Mensch für unser bloßes sein. Als nicht um Lust oder den Liebespartner. Mehr um Elternliebe und Urvertrauen.

Damit weiß ich jetzt aber das jedes Handeln von anderen Menschen, egal wie beschießen ich dies finde oder sogar für gegen mich gerichtet halte, in letzter Konsequenz immer nur ein Versuch meines Gegenübers darstellt, zu der Quelle seiner verlorenen Liebe zurück zu kommen.

Verloren deswegen, weil das Enneagramm davon ausgeht, dass wir mit aller Liebe des Universums auf die Welt kommen, und durch den ganz normalen Prozess des Menschwerdens Enttäuschungen und Verletzungen glauben nicht mehr in Kontakt zu dieser Liebe zu sein. Die Hauptenttäuschungen werden ja meistens von den Eltern verursacht. Wohl gemerkt nicht bewusst und nicht durch schlechte Handlungen. Sondern schlicht durch die Bewertung des Kindes oder besser gesagt des Babys.

All das was wir Persönlichkeit nennen, ist hiernach nur ein individuelles Verhaltsmuster, mit dem wir glauben wieder den ursprünglichen Zustand, wie am Begin des Lebens herstellen zu können. Also den Zustand, wo wir die Liebe, als ganzheitlichen empfunden haben. Ohne Verletzungen oder Enttäuschungen.

Was sagt uns das alles? Was kann mann damit anfangen? Warum schreibe ich Euch das?

Wie von jeder Reise komme ich auch hier verändert zurück. Hier hat die Reise des Coachings, die ich intensiv zur eigenen Reflexion genutzt habe, die Grundfesten MEINER Welt zerstört. Mit knapp 40 Jahren hat sich mein Weltbild fast ganz gedreht:

1) Habe ich früher jede Möglichkeit von Determinismus für mein Leben strengstens verneint, so kann ich nicht mehr umher den Zufall, als das was mir zufällt, anzuerkennen.

2) Egal wie einsam ich mich fühle und die Hoffnung auf Liebe mich verlässt, weiß ich jetzt, dass sie da ist und ich sie finden kann.

3) Konnte ich frühre Menschen rundweg ablehnen und verurteilen, kann ich heute zu mindestens ein wenig Gelassenheit haben. Und versuche hinter jedem Verhalten, das ach so unmöglichen mir erscheint und mich aufregt, das Muster zu erkennen, das diesem Verhalten zu Grunde liegt, als der Weg meines Gegenüber zur Liebe.

Und so kann ich dem Zufall und der Liebe mit einem Lächeln gegenübertreten und geduldig warten.

30.07.2007

Der letzte Tanz gehört Ignacio. (3. Reisebericht aus Madrid)


Bei meinem ersten Mal war ich noch schüchtern und zurückhaltend. Ich wusste nicht genau wie meine Gegenüber reagieren würden. Ich war überrascht, wie viel Spaß es machte und wie viel Energie es mir gab.

Mein erstes Mal war in der Bundeskunsthalle in Bonn. Nach vielen Museumsbesuchen, wunderte ich mich immer wieder, warum ich nach toller Kunst und kurzer Zeit immer so müde wurde im Museum. Zum Schluss der Ausstellungen war ich wie eine leere Batterie.

Dabei ist die Lösung so einfach: Tanzen. Tanzen im Museum! MP3-Player an und abtauchen in die eigene Lieblingsmusik. Langsam die Ausstellung einer Bühne gleich betreten. Genau hinhören, welcher Tanz das Haus einem vorgibt. Und dann geschwind an den Aufsehern, den anderen Besuchern und sonstigen Menschen vorbei tanzen.

Gleich am ersten Tag meines Aufenthalts in Madrid habe ich den Stolz, die Würde und den Patriotismus dieser Stadt gespürt. Und zwar im Museo Reina Sofia - eine Sammlung von Spanischer Kunst des 20. Jahrhundert. Das Haus strömt in seinem Haupthaus aus dem 18. Jahrhundert und auch in seinem 2005 zugefügtem Neubau von Jean Nouvel, den Flamenco aus. Seine Spanische Kunst gebietet und durchdringt einen quasi mit Flamenco. Zu mindestens für mich. Und so fange ich dort das Tanzen an, durch alle Stockwerke, an allen Werken vorbei, auf meine Art Flamenco zu tanzen. Ich laufe, springe, wechsele die Richtung, komme wieder, werde schneller, werde langsamer, verharre und nehme wieder Fahrt auf. Laufe in Bilder rein und wieder raus. Wechsel die Perspektiven. Lasse den Zufall die Reihenfolge bestimmen. Komme oft zu Bildern wieder. Wie ein Tiger im Käfig tanze ich alles ab. Meine Angst Details zu verpassen: war unnötig. Meine Vorbehalte der Kunst nicht gerecht zu werden: waren überflüssig. Meine Beharren auf die traditionelle Art Kunst zu betrachten: waren überholt.

Vielmehr habe ich so mein Denken und Fühlen zusammen gebracht. Ich kann quasi so direkt in die Alpha-Phase mit meinem Gehirn kommen und kann so viel mehr wahrnehmen. Mehr Details aufnehmen. Und noch wichtiger: viel mehr mit bereits Erfahrenem und Erlebten verbinden.

Bei meinem zweiten Museum in Madrid, dem Museo Thyssen-Bornemisza, war der Tanz ein ganz anderer. Auch wenn diese Sammlung die Europäische Kunst der letzten 800 Jahre repräsentiert, ist hier das Haus und seine Werke modern und schnell und prägnant. Und so tanze ich hier den Foxtrott. Oder so was Ähnliches. Mein MP3-Player versorgt mich mit schneller und entsprechender Musik. Die Aufseher werden schon ganz hektisch. Griffen oft zum Mikro und versuchten mir nachzulaufen. Natürlich ganz unauffällig. Besucher schauen irritiert. Wenn ich mich früher noch darüber geärgert habe, dass vor „meinem nächsten Bild“, zu viele Leute standen, tanze ich heut freudig dran vorbei und komme dann irgendwann wieder.

Mein drittes Museum in Madrid und nicht zu unrecht eines der Berühmtesten, ist das Museo del Prado. Seine Größe und seine Meisterwerke sind beeindruckend. Velázquez, Goya, El Greco und und und. Aber auch italienische und flamische Meister. Bis zu den Deutschen im 18. Jahrhundert.

Nur an diesem Tag war ich traurig. Und einsam. Und ich fühlte mich verlassen. Es war emotionell bei mir angekommen, das meine Zeit vorbei war, als Junkie für die Droge der Nähe, dem Joint der Zärtlichkeit und des „Ecstasy’s” des gemeinsamen Einschlafens. Die zwei langen und wunderschönen Wochenenden in Köln mit Kley waren wie ein Rausch und ich war jetzt abhängig davon. Und wie jeder Abhängige bekam ich bei einem kalten Entzug, einen Cold Turkey. Und das machte ja Kley mit mir: einen kalten Entzug. Er schaffte Distanz, dort wo vorher Nähe war. Er lebte jetzt das Normale, wo ich doch das Besondere von ihm gewöhnt war.

Nach Tränen unter Palmen im Parque del Retiro direkt vor dem Prado, war ich in dieser Stimmung ins Museum gegangen. Dies an einem Sonntag zu tun, war nicht besonders schlau. Die Menschenmassen erschlugen die Kunst. Und trotz meiner Museums-Tanz-Technik und sehr guter Musik auf dem MP3, war ich zur Langsamkeit gezwungen. Und so tanzte ich wie Richard Gere in American Gigolo zu Carpenters und sonstigen 60ties Songs: halb gehend, halb tanzend.

Bis ER vor mir stand: Ignacio. Das ist die spanische Kurzform des lateinischen Ignatius und bedeutet: „der Feurige“. Sein Aufseheranzug saß auffallend perfekt und war an den wichtigen Stellen vielversprechend. Sein Äußeres war ganz und gar das eines Madrilenen. Hell weißes Gesicht, dunkel schwarze Haare, eher hager und groß. Um es mal ganz genau zu nehmen, sah er aus wie Philipp von Spanien (Felipe Juan Pablo y Alfonso de Todos los Santos de Borbón y Grecia), der spanischer Thronfolger, Fürst von Asturien und Fürst von Girona, Sohn von König Juan Carlos I. von Spanien und dessen Gemahlin Sophia.

Plötzlich stand er fast 2 Meter groß vor mir im Saal 9, direkt vor dem Peter Paul Rubens Gemälde „die drei Grazien“. Erhaben und respekteinflößend fordert er mich wortlos auf ihm zu folgen. Er geht durch die Säle des Pardos, als währe das sein Museum. In Verwaltungstrakt konnte ich vor dem Eintritt in sein Büro seinen Vornamen auf der Tür lesen: Ignacio. Nun saßen wir uns streng gegenüber und sprachen erst mal kein Wort miteinander. Eine gespenstische und Nerven-zerreibende Ruhe trat ein. Wie in einem Film von Pedro Almodóvars war in diesem Aufseherbüro etwas greifbar. Ein sexuelle Energie, die sich nicht Bahn brechen durfte, aber auch nicht ignoriert werden konnte. Ich nutzte die Zeit um all die Details zu bemerken, die mir den Atem raubten: seine vollen Lippen, seine durchdringenden Augen und seine nicht mehr ganz locker sitzende Hose.

Endlich brachen wir die quälende Stille, indem wir bemerkten, dass wir keine gemeinsame Sprache haben. Mit viel gutem Willen, und Händen und Füßen, konnte ich aber gleichwohl von meiner Museums-Tanz-Technik berichten und Ignacio zeigte mir seine 6 Bildschirme. Von wo aus er meinen Richard-Gere-Auftritt verfolgt hatte.

Trotz Sprachbarriere machte Ignacio mir klar, dass dieses Tanzen sehr ungewöhnlich sein und er als Sicherheitschef mal nach dem Rechten sehen wollte. Also nicht nach seinem oder meinem Rechten, sondern nach der Sicherheit.

Aber er entzog sich dann der Energie des Moments, indem er mich wieder zu den Ausstellungsräumen zurück brachte. Es fiel mir auf, obwohl ich jetzt ganz und gar mit dem Wahrnehmen der Rückseite seiner Hose beschäftigt war, das er absichtlich nicht den kürzesten Weg zurück nahm.

Kaum war ich wieder ohne ihn in den Räumen für die Deutsche Kunst des 18. Jahrhunderts, spielte mein MP3-Player den Georgette Dee Song „Der letzte Tanz gehört mir!“

Und da wurde schlagartig einiges klar. Kommunikation braucht hautsächlich nicht eine gemeinsame Sprache, sondern erst mal einen gemeinsamen Wunsch sich zu verstehen. Und so beschloss ich Kley zu danken für das „LSD“ und das „Heroin“ für meine Gefühle. Der Entzug hat ja bis heute ganz gut geklappt. Und Kley ist ja weiß Gott nicht der einzige Dealer hierfür.

Und so gehörte mein letzter Tanz im Prado nur Ignacio. Ich tanzte nur für ihn entlang der wunderschönen Bilder Albrecht Dürers. Georgette Dee sang, ich spürte fast Ignacio’s Blick auf meinem Körper und stellte ihn mir vor seinen Bildschirmen in seinem Büro vor.

23.07.2007

Die Vertreibung aus dem Paradies. (2. Reisebericht aus Madrid )


Die Kunst des Nichts ist keine weitverbreitete. Die Städtebauer sehen in ihr so gar eine Hohe Schule. Ein tolles Gebäude zu bauen ist einfach. Das Nichts in der Stadt, also den öffentlichen Platz zu gestallten, ist sehr schwer. Je mehr mann in den Süden Europas kommt, desto eher ist der öffentliche Platz auch tatsächlich der Platz, wo sich die Öffentlichkeit trifft. Und hier in Madrid scheint diese Hohe Schule ihre Heimat zu haben. Sei es der Vorplatz zum Museum Prado, sei es der Innenhof des Sofia Museums. Oder seien es die kleinen Nachbarschaftsplätze im schwulen Viertel Chueca. Immer ist dort Leben und ist die Leere gestaltet und verschafft Wärme und Verbundenheit.

Das die Menschen in Madrid ihre Plätze anderes nutzen, als wir Deutschen erkennt mann nicht nur daran, das sie sie auch Tag und Nacht sich auf Ihnen aufhalten. Oder daran das dort die städtische Müllabfuhr Nachts um halb 2 kommt. Sondern daran, dass Mann und Frau auf ihm sich wohlfühlt und nichts macht. Das NICHTS MACHEN scheint gänzlich hier bis zur Perfektion verkommen zu sein. Wie im Paradies konzentriert mann sich auf das SEIN. Einfach nix machen.

Wie ein Analphabet stehe ich diesem System gegenüber und verstehe nur Bahnhof. Das reine Abhängen, als ungezieltes zusammen sein, ohne Sinn oder Funktion, habe ich scheinbar nie gelernt. Mein brasilianischem Gastgeber und seine Freunde sind aber wahre Meister hier drin.

Und so bin ich neben dem fehlenden Spanisch und meinem fehlenden Portugiesisch auch noch Verhaltens-Analphabet. Da in Madrid an diesem Wochenende ein internationaler Gehörlosen-Kongress ist und mann in der ganzen Stadt diesen Menschen sieht, fühle ich mich auch ein wenig wie sie. Überall dabei, aber dann doch nicht ganz.

Nach dem ich in der gestrigen Nacht noch nicht mal die „Vorschule“ des NICHTSTUN’s bestanden habe, bin ich einfach nach Hause gegangen. Ein Abend lang mit vielen Menschen für Stunden in einem Raum ohne ein echtes Gespräch oder Kontakt, schlauchte mich sehr. Und dann noch eine Disco namens „Spandau“, die wieder nur mit Acid-Musik, Acid-Menschen und der brasilianischen Gang von Kley bestückt war, war zu viel für mich. Oder sollte ich sagen: ich war zu wenig? Oder ich war zu viel für sie?

Nach diesem „nicht-versetzt-werden“ in die nächste Klasse der Nichts-tun-Grundschule, hatte ich dann am folgenden Tag ein ernstes Gespräch mit meinem Lehrer Kley und fragt nach den Klassenzielen für mich. Da er aber weder an einen Versetzung noch an einem Gespräch interessiert war, zog ich die Konsequenzen. Ich stellte mich den Schmerzen der Ablehnung und tröstete mich mit der Schönheit der Stadt.

Der nicht nur die Plätze Madrids sind toll. Auch seine Architektur bezaubert einen. Sie bietet trotz Katholischer Dominanz, angenehm wenig Gotik. Eine eigene Form des nicht überladenen Barocks und viel Renaissances. So ergibt es sich, dass mann zeitweilig sich wandernd glaubt in der Altstadt von Havanna, dann wieder auf den Boulevards Paris oder in den Labyrinth-artigen Gassen von Marseille.

Und da ich jetzt schon alle drei großen Museen Madrids gesehen hatte, ging ich mit der Schönheit dieser Stadt in den Augen und dem Schmerz der Ablehnung von Kley im Herzen ins Paraiso. Die gleichnamige Sauna in der Calle Norte. Und wenn mann als schwuler Mann weder in der Schönheit, noch im Sex, Trost findet, kann mann glaube ich wirklich von der „Vertreibung aus dem Paradies“ sprechen.

C. de Hortaleza, 23.07.2007

21.07.2007

Heilige Hallen. (1. Reisebericht aus Madrid)

Eigentlich war es ein ganz normaler Fuß. Ich schätze mal so 36er oder 37er Größe. Weder hässlich, noch schön. Er lag gut in meinen Händen und damit auch in meinem Schoß. Er war verschwitzt und hatte an einigen Stellen billige Farbe von den Schuhen. Die Hitze der Nacht hatte die Farbe abblättern lassen. Und so waren ihr Fuß und meinen Hände schwarz, denn ich massierte diesen Fuß. Fest, intensiv und doch respektvoll.

Ich sitze in einem alten Drehstuhl aus Holz. Mir direkt gegenüber sitzt sie: die Fürstin der Nacht. Entspannt, liegt sie mehr, als das sie sitzt, auf einem alten angeranzten Stoffsessel. Ihr Gesicht ist über und über mit Piercings übersät. Aber ich kann es nicht sehen, denn sie hat ihren Kopf nach hinten gelegt und genießt meine Massage. Nur ein leichtes Schnurren ist von ihr zu hören. Die Fürstin hat ein enges knielanges, rein schwarzes, Kleid an. Die Konturen sind klar und es liegt eng an. Es unterstreicht ihr strenges Aussehen. So sahen sicherlich die Schwester Oberinnen in den Feldlazaretten im ersten Weltkrieg aus, halt nur in weiß. Neben ihrem blass-weiß-geschminkten Gesicht, blieb sie auch im Make-up der Farbe Schwarz treu. Ihr Haar war ein besonders Kunstwerk. Das ansonsten sicherlich Po-lange, raben-schwarze Haar, war kunstvoll zusammengesteckt von einem traditionell spanischen und tiefschwarzen Flamenco-Haarnetz. Das Haupthaar war eine Hommage an den Museumsbau in Bilbao und Mr. Getty: ein wahres Konstruktionswunder.

Wir beide sitzen allein in den Heiligen Hallen des „Cool“. Eine Großraum-Diskothek in Madrid. Ein Platz in dem Grenzen wie Homo- oder Hetero, hässlich oder Mega-Trendy nicht gelten. Die Musik ist eine Mischung aus Electro, Acid und Dark. Heute ist hier alles Richtung New Age, Dark und Punk unterwegs. Die Heiligen Hallen sind der Backstage-Bereich des „Cools“.

Die Fürstin gehört einem Berufsstand an, der viel über den Party-Level einer Stadt verrät. Sie ist eine professionelle und hauptberufliche Party-Promotorin. Etwas was in Ibiza, Barcelona oder Madrid normal ist, aber sich bei uns nicht wirklich durchsetzt. Keine Wunder, denn dazu braucht es auch eine komplexere und ausdifferenzierte Szene als die, die es sie in Deutschland gibt. Ich weiß nicht, ob es eine entsprechende Berufsvereinigung der Promotoren gibt. Wenn ja, ist die Fürstin sicherlich die Vorsitzende der Ortsgruppe Madrid.

Ihre „Freundschaft“ hat Vorteile. Neben der Kostenersparnis des Einritts, hat sie auch einen sehr großen Block mit Freedrinks-Tickets. Und diese Drinks werden auch nur als Dreifache ausgeschüttet.

Die Heiligen Hallen des „Cool“ sind der Backstage-Bereich der Promotoren und Gogo’s, oder sollte ich besser Aktionskünstler sagen? Ganz typisch für so einen genutzten Raum, ist das ein toter Raum, der nach Schweiß und blanker Realität richt. Mann sieht vor den Spiegeln die vielen Make-up Utensilien, die Assccessores der Aktions-Künstler. Die Möbel sind aus mindestens 7 verschieden Richtungen zusammen gewürfelt und die Wände könnten Vorlage für jedes Stundenhotel sein. Wirr und ungeordnet liegen die Outfitts für die weitern Performences des Abends auf den Kleiderstangen verteilt. Ich höre wie sich die Songs der unterschiedlichen Tanzfläschen einen Kampf liefern, hier in die Hinterräume der Disco die Vorherschaft zu bekommen.

In diesem Raum sitze ich immer noch alleine mit der Fürstin der Nacht. Nachwievor liegt sie mehr, als das sie sitz. Plötzlich unterbricht sie ihr leichtes Schnurren und erhebt Ihren Kopf. Mit einem kecken Blick schaut Sie mich an und fordert mich mit der Frage heraus, ob ich wissen würde, dass sie Masochisten wäre. Weder ihr gebrochenes Englisch mit starkem spanischem Akzent, noch der Inhalt der Frage überrascht mich. Vielleicht weil ihre Kollegen gerade auf der Bühne eine Kreuzigung einer Jungfrau „nachspielten“.

Ganz selbstverständlich antwortete ich, dass das abzusehen gewesen wäre. Und wie selbstverständlich erweiterte ich meine Massage auf den Nacken und den Kopf und die Schulternbuchten und die Beckenknochen. Also auf die Stellen, die auch ohne Kraft und nur mit wenig Technik, extrem schmerzhaft sind, wenn mann sie massiert.

Das Schnurren kehrte zurück und wurden jetzt von einem leichten Gurgeln begleitet. In dem Moment als ich bemerkte, wie sich ihr schwarzes feines Haar auf ihren Unterarmen in die Richtung der Decke streckten und Ihre Gänzehaut Form annahm, kammen Ihre Kollegen von der “Kreuzigung” zurück und machten sich fertig für die Henker- und Köpfigungs-Nummer.

Diskret zog ich mich zurück und ließ die Fürstin der Nacht ermattet in dem Sessel liegen.

Als ich aus den Heiligen Hallen zurück in die Disco kam, stieß ich schnell zurück zu Kley und seiner Truppe. Er ist es, den ich hier in Madrid besuche. Er ist es dem meine Herz und mein Schwanz hier gehört. Zuminestens so lange ich in Madrid bin.

Mitten auf der Tanzfläsche stand ich nun und versuchte zu tanzen. Was nicht wirklich funktioniert, auf Acid. Zuminestens bei mir nicht. Alle Gäste hier waren schon erheblich angetörnt. Alles “normale” Discogänger. Modisch zum Äußersten entschlossen und konsequnt in dessen Umsetztung. Aber halt nicht SM-mäßig unterwegs. Verwirrt bewegt ich mich zur Musik und bemerkte langsam und nacheinander, dass ich noch schwarze Farbe von den Schuhe der Fürstin an meinen Händen hatte. Und das ihre Kollegen wieder auf der Bühne waren und die Köpfung vorspielten.

Aber viel grausamer wahr es zu bemerken, dass ich selber wohl heute Maso gewesen bin. Denn ich hatte einen ganzen langen Abend mit dem großen brazilianischen Freundeskreis, von Kley verbracht. Wo Keiner meiner Sprache spricht. Ich nichts getrunken habe und auch die 7.456 Joints nicht mit gemacht habe. Und dieses untätige, ungezielte und sinnleere Abhängen, mir körperliche Schmerzen bereitet hat. All das war schon Maso pur.

Aber viel schlimmer war es, das ich mich als Gast fühlte. Denn so wurde ich von Kley vorgestellt und so wurde ich auch behandelt. Sehr führsorglich, sehr aufmerksam und sehr freundlich. Aber halt nicht in der Rolle in der ich wahr, als Kley und ich zusammen in Köln waren. Distanz kann also auch eine Spielart von SM sein. Zuminestens für mich.

Madrid, Cafe „Mama Ines”, 21. Juli 2007

12.05.2007

Reich und Schön. (6. Reisebericht aus Marseille)

Ich bin bei den Toten. Sie sind wunderschön. Es ist wunderschön hier. Ich will kaum atmen, um die Stille nicht zu stören und um auch nichts von der Stille an diesem Ort zu verpassen. Knapp 100 Meter oberhalb von Nizza gehe ich staunend über den Friedhof auf dem Schlossberg. Hier trotzte lange Jahrhunderte lang zwar ein Schloss und eine Zitterdelle allen Kriegswindungen, weil der Berg und die Burg drauf, uneinnehmbar war. Aber es sind noch nicht mal mehr die Grundmauern geblieben. Der Berg ragt sprichwörtlich bis zum Meer und teilt dadurch die „Promenade für Touristen“ und den „neuen Hafen für die schwimmenden Touristenburgen“. Und aus den alten Zeiten, sind hier oben nur der Friedhof und ein Park geblieben. Der Hof des Friedens ist von einer einfachen und hässlichen Mauer umrundet, die auch den katholischen vom jüdischen Teil trennt.

Erschlagen und erfürchtisch setze ich jeden Schritt bedächtig und leise auf die kleinen weißen Kieselsteine die den Weg ausmachen. Dieser Ton ist das einzige Geräusch. Sowohl die Stadt und ihr lautes Treiben, wie das Meer und selbst der Mistral, sind hier oben, weit weg und stumm. Oder besser gesagt: nur als weit entfernte Kulisse zu hören.

Beide Teile des Friedhofs wetteifern um die schönsten und skurrilsten Gräber. Hier oben auf dem Berg der Stille, bringen große Zypressen und das dominierende Weiß und Schwarz ein Klarheit und Ordnung ist das Sehen, die sich gleich auf mich überträgt. Und das, obwohl alle Eitelkeiten und narzisstischen Anteile hier in der Gräbern ausgelebt werden. Zu mindestens auf dem katholischen Teil.

In Städten gibt es ja zwei Arten von Reichtum, den es auf dem Land nicht gibt. Platz und Ruhe. Beides wird umso teuerer, je mehr man in das Zentrum einer Stadt kommt. Je mehr Fläche und je mehr Raum man hat, desto vermögender ist man. Ist dieser Raum noch an einer Stelle der Ruhe gelegen, ist man quasi schon am teuersten Platz der Stadt.


Der Friedhof auf dem Schlossberg „La Colline du Chateau“ macht dies besonders deutlich. Durch seine Lage ist er gleichzeitig begrenzt und beschenkt. Deswegen wird jeder Meter Platz optimal genutzt und bebaut. Die Wege sind auf ein Minimum geschrumpft. Standesbewusstsein wird hier entweder durch das Ausmaß der Grundfläche für das Grab oder durch die besondere Gestaltung der Grabüberbauten gezeigt. Manchmal kommt auch beides zusammen.

Von mancher Stelle des Hügels sehen die Gräber und ihr Granit aus wie Wellen aus Stein. Und aus den Wellen brechen sich kleine Meerjungfrauen ihren Weg aus dem Ozean der Toten, verkleidet als Maria oder das Jesuskind,

Und bei dem Erleben dieser Ruhe und Abgeschiedenheit wird mir klar, wie ich den Unterschied zwischen Marseille und Nizza sehe. Hier in Nizza gibt es viel Schönheit und Elleganz. Vergangene und gerade noch seiende. In Marseille ist es schmutzig und ungeordnet, ja wild.

Am Anfang habe ich mich ja sogar geweigert in Nizza die schönen Bauten und Plätze in den vielen italienischen Baustilen anzusehen. Verneinte die Kraft der Farben, die einen Yves Klein, als Sohn der Stadt, zu seinem berühmten Blau geführt hat. Widersprach dem Zauber dem des Lichts, dem Chagall und Matisse hier erlegen waren.

War es Stephan oder Peer? Ich weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall ging es irgendwann mal darum zu entscheiden, ob ein junger Mann mein Interessen wecken würde. Und sein Kommentar war: „Nein, da ist zu wenig Straßenköter drin.“

Und ich denke das stimmt. Am letzten Tag meiner Reise kann ich sagen: Ja, ich will Straßenköter! Gibt mir die Bastarde dieser Welt. Lieber eine dreckige und chaotische Stadt voller Sehnsucht und Hoffnung als, ein selbstgefälliges Nizza. Lieber Schlussverkauf, als Kollektions-Start-Verkauf. Lieber krumm, als gerade. Lieber Charakter, als langweilige, weil perfekte Schönheit. Und je mehr ich drüber nachdenke gilt dieser Geschmack für Städte, auch für meinen Geschmack an Männern.

Aber feiern wir doch einfach mal die Städte wie sie fallen. Nizza, eine Stadt die sich erst 1860 von Napoleon III. durch Versprechungen hat kaufen lassen, um dann bei einer Volksabstimmung sich Frankreich anzuschließen. Davor war es lange italienisch, beziehungsweise Savonyisch. Das sieht man an dem wilden Mix aus Renaissance und Turiner Barock in den führenden Stadtbauten. In der Altstadt sind auch viele Straßenschilder französisch und italienisch.

Napoleon III. hielt seine Versprechen und brachte viel Geld in die Stadt und begründete die Elleganz auf die sich Nizza heute beruft. Trotzdem ist der italienische Einschlag auch durch langjährige Verkrustungen mit der Mafia dokumentiert. Kein Wunder, die Stadt liegt ja geografisch auch in Ligurien. Ebenso hat sie auch eine lange Tradition, nahezu rechtsradikale Bürgermeister zu wählen, die auch fleißige Le Pen Unterstützer sind.

Lassen wir mal, die zwar praktische und schön lange Promenade am Strand bei Seite. Hier sind die berühmten Hotelbauten die Cary Grant so beflügelt haben kaum noch zu sehen. Und auch die zweite und dritte Häuserwelle sind gelinde gesagt: unspektakulär. Nur der Ring um den Schlosshügel, findet Gnade vor meinen strengen Augen.

Hier kann ich auch meiner Straßenköter-Vorliebe frönen. Hinter und neben den großen Hotels, Restaurants und Bars, sehe ich viele Kellner, Küchenjungen oder Verkäufer. Sie haben sich aus ihren Läden gestohlen und rauchen verlegen eine Pausenzigarette. Sie sind froh sich wenigstens kurz, nicht darum kümmern zu müssen freundlich zu sein, die Krawatte gerade zu rücken oder aufmerksam zu sein. Kleine Inseln der gestohlenen Zeit, entstehen so an Hinterausgängen, an Mülltonnen oder Seitenstraßen. Augen und Körper voller schlechtem Gewissen und trotzigem Verharren. Gesichter mit 5-Tage Bärten, voll mit dunkeln Haaren und Augen, die mich auf diesem Trip so unendlich angemacht haben. Laurent und ich hatten einen festen Ausdruck für diese Männer: „Dreeeecksauuu!!!“ Mit französischem Akzent und leichtem lispeln klingt das sehr lecker.

Gut, der Dreeeecksauuu-Koeffizent pro Minute, ist in Marseille um einiges höher als in Nizza. Da gibt es auch viel mehr, von diesen unverbogenen, unparfümierten und natürlichen Typen, als hier in Nizza. Hier sind die Junx mehr in Richtung der Kölner „geleckten Typen“ anzusiedeln. Aber bei genauem hinsehen, findet mann auch eine angenehme Mischung aus französischem und algerischem Aussehen.

Diesen Eindruck konnte ich in der Nacht im Traxx noch mal bestätigt finden. Das Traxx war ein stadtbekannte Laden, zu dem ausschließlich Herrn gingen, die andere Herren suchten, und keinen Umweg über lange Bar-Gespräche oder lange Disco-Nächte gehen wollten. Auch hier überraschte Südfrankreich mit hohem internationalem Standard in der Ausstattung und Funktionalität. Diesmal war aber auch das bewegliche Inventar von hoher Güte. Wenn es neben der Straßenköter-Vorliebe noch eine weitere Vorliebe gibt, dann sind es ja bei mir die Tänzer. Und so kam zusammen, was zusammen kommen musste. Tanzende Straßenköter, mit Cardinot-Fressen und hoher Beweglichkeit und der kleine Sascha, sorgten zusammen dafür, das die ein oder andere Cardinot-Phantasie, in die französischen Küstenwirklichkeit umgesetzt wurden.

(Liebe Hetero-Frauen, bitte wendet Euch vertrauensvoll an den nächstgelegen Homosexuellen, um Euch das nötige Wissen über den Großmeister des französischen Dokumentarfilms – Monsieur Cardinot – zu beschaffen.)

Bei meinem zweiten Ausflug durch die Altstadt erfreue ich mich an den kleinen und gehobenen Geschäften. Läden mit strengen Damen, die hinter alten Holztresen stehen und so strahlend weißen Dallmayer-Schürzen tragen, wie aus der gleichnamigen Werbung. In diesen Spezialitäten-Geschäften kann man dann sich quasi baden in Farben und Gerüchen. Läden nur mit einem Produktgruppe, wie zum Bespiel: Seife in den wildesten Farben und Formen. Läden nur mit Oliven, zum essen, als Öl, als Seife, als Butter, im Brot, im Käse, als Gesichtscreme, und und und. Läden mit Gewürzen und getrockneten Blumen aus der Provence. Teehäuser mit großen Teekannen aus Metall, das noch älter als manche Häuser hier sind. Weinhändler die Wein leben und nicht nur verkaufen.

Aber ich ließ all dies hinter mir, um meinen letzten Ausflug in diesem Trip zu machen. Um den Massen an Touristen zu entfliehen, entschloss ich mich auf den hintern Hügel von Nizza zu steigen, wo das Freiluft Museum „Musée d’Archéologie Ruines Romaines“ und das wegen Renovierung geschlossene Matisse Museum liegt. Hier ist der Stadtteil Cimiez.


Diesen Aufstieg von 1 ½ Stunde Wandern, wurde mir belohnt mit dem Eintauchen in ein reines Wohnviertel in dem das alte Nizza lebte und wohnte. Das ist ganz wörtlich zu nehmen. Zum einen reihte sich hier eine alte Villa, an ein altes Hotel. Und auf den Straßen waren nur Menschen die deutlich im Ruhestand sind. Hier konnte man die Luft atmen, die Cary Grant „Über den Dächern von Nizza“ geatmet hatte. Oft sah ich nach oben, um zu schauen, ob er noch elegant von Dach zu Dach sprang, Hier war Mittelmeer und Eleganz. Hier war Grazie selbstverständlich.

Auf dem Ende des Hügels angekommen, konnte man sich die Überresten eines römischen Theaters bestaunen, sich an der der Schönheit des Zypressenparks erfreuen. Oder auch die schlichte Pracht, des mit rotem Stein verklinkerten Renaissance Gebäudes, dass das Matisse Museums beheimatet, genießen.

Im Park gab es ein kleines Kinderkarussell hinter zwei Bäumen. Eine ältere Dame ließ dort Kinderherzen hochschlagen. Und die Mütter und ich erfreuten uns an der dazu gespielten alten französischen Chansons. Weit weg von zu Hause, der Stadt und alleine in diesem Park, fühlte ich mich, wie Mitten in einem alten Nouvelle Vague Film von François Truffaut.

Bei dieser „Filmmusik“ des Karussells kam mir das kleine Taschenbuch von Ken Wilber in den Sinn, das ich während meiner Reise lass. In „Wege zum Selbst“ beschreibt er die Konflikte und Probleme, die man im Leben mit sich und anderer hat, als Ergebnis von Grenzen, die wir selber ziehen. Grenzen zu anderen, Grenzen in uns selbst und Grenzen in der Sprache. Und als ich vor diesen Karussell stand und den wenigen Kindern zusah, fiel mir folgendes Zitat von einem Zen-Meister aus dem Buch ein. Darüber das es keine Wege zum Selbst und keine Erfüllung gibt, denn alles ist schon in uns:

„Nicht wissen, wie nah die Wahrheit ist,

suchen die Menschen sie weit weg – wie schade!

Sie gleichen dem, der inmitten des Wassers

So flehend seinen Durst hinausschreit.“



09.05.2007

Luxus. (5. Reisebericht aus Marseille)

Langsam wird mein Körper vom köstlichen Nass des Swimming Pools umschlossen. Wir, also der Pool und mein Körper, befinden uns auf dem Dach des SAS Radisson von Nizza. Direkt vor dem 7-stöckigen Hotelbau befindet sich das Meer und die Promenade des Anglais. Dahinter ist die Stadt, die einst von sich behauptete, die einzig mögliche Stadt für Europäer, im Winter zu sein.

Je mehr ich im Pool zur Mitte des Viereckes schwamm, merkte ich, wie sich die Realität des Hoteldaches verabschiedete und ich zu einem Lamm wurde, das in einem Nebenarm des Amazonas schwamm. Ebenso langsam wie ich mich im Wasser bewegt, schlängelten sich riesige und nach Aufmerksamkeit ausgehungerte Alligatoren zu mir in den Flussarm. Entgegen ihren natürlichen Schwestern, jagten sie mich im Rudel. Da waren die drei übergewichtigen, amerikanischen Alligatoren. Ihre Schönheit und Elleganz würde ich eher in Bruttoregistertonnen angeben wollen. Und da waren die 2 knackigen, jungen Italienerinnen, die ich auch standesgemäß zuerst gehört hatte, bevor ich sie gesehen habe. Nicht zu vergessen die 4 Russinnen, mit den knappsten aller Bikinis. Die Stofffetzen zeigten nicht nur die Schönheit der Landschaft hinter dem Ural, sondern verbergen ebenso wenig, die kleinen Narben ihrer Brust-OP’s. Bisher hatte ich mich ja erfolgreich in 4 Kontinenten der Erde mit dem Thema Cruising beschäftigt. Aber die Vehemenz dieses Flussarms/Dachpools war ungeschlagen. Nur durch einen beherzten Sprung aus dem Wasser konnte ich mein „Lammleben“ vor den Alligatoren retten. Schnell legte ich mich auf einer der abgelegenen Liegen, Rund um den Pool, und tat körpersprachig mein Desinteresse kund, indem ich ein Handtuch über mein Gesicht legte.

Das war der Moment in dem ich lernt, das Luxus was ganz individuelles ist. Das Privileg alleine in diesem Pool als Mann zu sein und mir all diese Frauen aussuchen zu können, hatte nichts mit meinem Wünschen und Sehnsüchten zu tun.

Vielmehr war der Moment des Hinlegens auf die Pool-Liege und das Verdunkeln, durch das Handtuch auf meinem Gesicht, der Moment in dem der schmerzliche Karter einsetzte. Der Schmerz des Aufwachens nach zwei Tagen des Rausches, des Fest der Sinne und der gelebten Sehnsüchte. Nach 2 Tagen mit dem Gärtner Laurent, auf Achse durch die Provence und an der Cote d’Azur entlang.

Dieser Reisebericht ist dem Luxus dieser Reise gewidmet, den ich mit Laurent erfahren durfte.

Wikipedia bezeichnet „Luxus (v. lat.: luxus = Verschwendung, Liederlichkeit, (eigentlich) „üppige Fruchtbarkeit“) als Verhaltensweisen, Aufwendungen oder Ausstattungen, welche über das übliche Maß (den üblichen Standard) hinausgehen bzw. über das in einer Gesellschaft als notwendig und - zum Teil auch - für sinnvoll erachtete Maß.“

Luxus fasst damit Phänomene zusammen, die für einen großen Teil der Bezugsgruppe zwar erstrebenswert sind, aber nicht erreichbar. Volkswirte sprechen über Luxus, indem sie die Verfügungsgewalt über knappe Güter, sowie deren verschwenderischer und unmäßiger Gebrauch und Verbrauch, aufzeigen.

Das Luxus individuell ist, haben wir eben schon im Wasser spielerisch gelernt. Und der Trip mit Laurent fängt auch im Wasser an. Er ist Montag. Noch bin ich in Marseille. Alleine liege ich auf der Dachterrasse des dortigen SAS Radisson. Da das Haus erst vor wenigen Monaten geöffnet hat, ist alles modern und großzügig. Neben dem sensationellen Blick auf die Hafeneinfahrt, genieße ich die Sonne, den aufmerksamen Blick des Bar-Boys, dessen einziger Gast ich bin und die Geräusche des fleißigen Gärtner des Hotels, der die wenigen Meter Grün um den Pool herum pflegt.

Und wieder eine Lektion über Luxus. Luxus bedingt eine „Bezugsgruppe“, der man vorschwärmen, vorenthalten oder mit der man den Luxus teilen kann.

Am Nachmittag hohl mich Laurent ab. Wir treffen uns an der Rue de République. Der runtergekommenen Vorzeigestraße Marseilles. Hier zeigt Marseille seinen ehemaligen Reichtum, den es aus der Öffnung des Suez Kanals bezogen hatte. Dadurch wurde Marseille zu DEM Hafen der Welt. Das hatte der Stadt Geld gebracht. Jetzt wird die Straße gerade renoviert und ist mit ihrer geschlossenen und einheitlichen Fassade, die einzige Straße, die wie Paris anmutet.

Wir machen uns auf den Weg nach Aix-en-Provence. Der schwule Mann an für sich und im besondern, geht nämlich nicht in Marseille aus, sondern möglichst in anderen Städten. Das Inkognito muss ja gewahrt werden. Der Abend nördlich von Marseille und nur 30 Autominuten entfernt, demonstrierte, dass was man sicherlich oft mit Provence verbindet: gutes Essen und guten Wein. Auch die kleinen - und im Vergleich zu Marseille, nahezu peinlich saubern - Gassen verleihen dem Abend einen Glanz.

Aber erst der Luxus oder sollte ich sagen der Überfluss, des gemeinsamen Humors, der kleinen Zärtlichkeiten, der geteilten Neugier auf die Stadt und auf die Menschen (oder soll ich ehrlich sein und Männer schreiben), machten diesen Abend erst besonders. Das ausgesprochene und unausgesprochene Gemeinsame bildeten den Zauber, den Ariadne von Schirach in Ihrem Buch „Der Tanz um die Lust“, das „Wunder einen echten Begegnung“ nennt. Oder kurz auch: Liebe.

An diesem Abend lernte ich, das Luxus auch sein kann, etwas nicht zu tun, etwas weg zu lassen. Der ganz große schwule Verzicht auf Sex, zu Gunsten von Nähe und Zärtlichkeit, als Akt des Reichtums.

Nach dieser letzten Nacht in Marseille und dem großen Luxusschuppen SAS, machten wir uns zu der großen Cote-d’Azur-Tour auf.

Cassis hatten wir ja schon gut abgearbeitet, so dass wir uns erst mal Bandol ansahen. Damit waren dann auch erst mal alle Vorurteile bestätigt, über widerlich touristisch überlaufene und todgebaute, ehemalige Fischerdorfe.

Fluchtartig verließen wir das Dorf und tuckerten fleißig an der 559 an der Küste entlang. Wie immer sind ja die Umwege, der Weg, den einen zum Erfolg führt. Daher hatten wir uns zwar verfahren, dafür aber einen versteckten Jachthafen gefunden, der seltsamerweise um 16 Uhr, wie ausgestorben war. In dieser Hafen-Bucht genossen Laurent und ich, diese Ruhe, indem wir die vorbereiteten Sandwichs picknickten. Dabei saßen wir auf dem Dorfplatz - und um genau zu sein - unter dem Pavillondach, das für die Dorfkapelle vorgesehen war. Die Ruhe war in und um uns. In uns war diese Ruhe, weil wir nach langer Fahrt und viel rumgealbere, einfach ein Moment der Stille mit einander genossen und schlichtweg aßen. Keine peinliche Pause in der Konversation, sondern Zufriedenheit mit dem Moment.

Die Ruhe außen war da, weil keine Menschen da waren und es wie ausgestorben war. Trotzdem war es sehr laut. Die Dorfkapelle spielte zwar nicht, aber der Mistral gab zusammen mit den hundert Segelbooten im Hafen ein maritimes Konzert. Im Rhythmus des Windes, schlugen die Taue und Ketten der Boote an die Masten. Nie hat mir eine Sandwich und eine solche Melodie der Stille, so gut geschmeckt. Das war der Luxus des Moments.

Wir verließen La Seyne-sur-Mer und fuhren einfach wie in einem Roadmovie nur von der Neugier getrieben, durch die Industrie- und Marinestadt Toulon. Durch das wunderbare Dörfchen Hyeres. Es gab selbstverständlich, wie in jedem Roadmovie, auch ein vermeintliches Ziel. Bei uns war es Ramatuelle. Ein kleines Dorf, das ganz im mittelalterlichen Stil geblieben ist. Es liegt auf der Halbinsel, auf der auch die verrufende Schwester St. Tropez liegt. Ich wollte hier hin, weil meine Vater vor der Ehe hier mal gelebt hatte und nach der Hochzeit, dies das Ziel unserer ersten Urlaubsreisen waren. Gute Gründe, aber natürlich gehorchten wir einfach nur einem weiterem Gesetz der Roadmovies: es geht um den Weg und nicht um das Ziel.

Schon lange vor Rayol-Canadel hatte sich die Landschaft stark geändert gehabt. Die Kieferbäume wichen Sträuchern und Laubbestand. Die Vegetation war dichter und üppiger. Das Blau des Meeres kämpfte immer mehr mit dem Grün der Küste.

Ohne das Laurent oder ich etwas sagten, stoppt er vorsichtig den Wagen und wir fuhren rechts ran. Zwei schmale aber hohe Langzungen lagen hier dicht beieinander, so dass eine weit gezogene Bucht entstand. Und mit großem Seltenheitswert, an diesem Teil der Küste, war hier mehr Küste zu sehen, als Architektur. Auf dem höchsten Punkt der zweiten Langzunge kam der Wagen zum stehen. In den leichten Sonnenuntergang hinein, hörte ich mich die Sätze sagen: „Das ist der einzige Platz, wo ich mal bauen werde. Für Dich, für mich und meine Freunde. Ein Platz des Atmens, des Sehens und Seins.“ Ich weiß wie kitschig das klingt. Aber so war der Moment. So war mein Gefühl. Und Laurent antwortet einfach nur mit einer festen und innigen Umarmung. Dieser Luxus eines Traumes, ist kostbarer als jeder Diamant oder Pelz. Und der Luxus eines Gästezimmers für Freunde, im Küstentraumhaus, ist ja kein Luxus, sondern eine Selbstverständlichkeit.

Die Sonne hatte nur noch die aller letzten Strahlen, um uns die einmalige Schönheit der Halbinsel rund um Ramatuelle zu zeigen. So sahen wir das Meer und seine Brandung. Die Weinstöcke und die Dünen. (So dort ziemlich abgehen, wie alle einschlägigen Führer bestätigen.) Auf dem höchsten Punkt dieser Halbinsel lag Ramatuelle und wurde in der Dämmerung perfekt durch Flutlicht ausgeleuchtet. Die Burgmauern und die Altstadt waren in ein gelbes Meer von Licht getränkt.

Wir waren angekommen. Aber das war uns gar nicht recht. Denn jetzt war die Reise zu Ende und die Zeit der Trennung da. Laurent musste am nächsten Tag arbeiten, ich hatte in Nizza das Hotel gebucht. So sahen wir in der Nacht Ramatuelle und stellten uns dem Abschied. Kein Rosamund-Pichler-Film ist mehr kitschig und dramatischer als unser Abschied auf dem nächstgelegen den Bahnhof von St. Raphael. So fuhren Laurent zurück nach Marseille und ich nach Nizza.

Ich saß in der Bahn und meine Gefühle waren wild durcheinander. Große Dankbarkeit für die beiden sensationellen Tage. Schmerzen wegen dem Abschied. Freude für die zärtlichen Momente des Zusammenseins.

Ich genoss den Luxus, dass ich mich so gegeben habe, wie ich bin und jemand mich dafür toll fand. Ich betrank mich in dem Luxus, diese Sehnsucht und Hoffnung hiernach, nie vergraben zuhaben.

Verglichen mit dem gerade erlebten, empfand ich im Taxi durch das nächtliche Nizza und dann allein im Hotelzimmer, selbst den Nobelort der Französischen Riviera als fad und öde.

Und so komme ich zu meiner ganz eigenen Definition von Luxus. Ich schreibe diesen Reisebericht am Tag nach meiner Ankunft, hier im 7. Stock des SAS Radisson in Nizza, direkt neben dem Dachpool und verzichte auf das Abenteuer, einer neuen Stadt die sprichwörtlich zu meinen Füßen liegt. Und gebe mich der Erinnerung, der erlebten Sehnsucht hin.

08.05.2007

Der Gärtner. (4. Reisebericht aus Marseille)

Vorsicht. Warnung. Diesmal geht es um zwei Begriffe die nicht jedermanns Sache sind. Romantik und Patriotismus.

Die Deutschen haben ja die Romantik nicht erfunden, aber doch für sich gepachtet. Und die Franzosen haben ja den Patriotismus nicht erfunden, aber doch für sich gepachtet.

Aber ich fang einfach mal zeitlich und örtlich in der Mitte an. Ich sitze auf einer winzigen Terrasse von 5 mal 10 Metern, die größer ist als die Wohnung von Laurent. Da Laurent Gärtner ist, musste er schon eine Terrasse haben, wenn schon keinen Garten. Und Garten ist wohl auch der falsche Begriff. Denn an diesem Sonntagmorgen frühstücken wir in einem Dschungel voll mit aller Flora, die das Mittelmeer zu bieten hat. Die Farbenpracht kann an diesem sonnigen Morgen nicht stärker sein und Blüten und Gräser ranken sich sprichwörtlich bis auf den reich gedeckten Frühstückstisch. Laurent ist 36 Jahre jung, seine Mutter ist Italienerin, sein Vater ist Spanier, aber in Algerien geboren. Natürlich hat er mein persönliches-lieblings-Gardemass von 175 cm, wunderbare Segelohren und er lispelt. Was auf französisch ganz wunderbar ist. Na und dass seine Gesicht und seine Haare, das Beste des Mittelmeers verband, versteht sich.

Er hatte in Kambodscha drei Monate in einem Kloster verbracht und dort die Meditations-Technik der „Kunst der Tee Zubereitung“ erlernt. Das ist kein Witz, sondern einfach einer der köstlichen Gesichten des Lebens.

Und so saß ich also auf der Terrasse und frühstückte mit ihm und beobachtet ihn dabei, wie er geschickt und geduldig den Tee zubereitet. Und um dem ganzen eine romantische Krone auf zu setzten, lief im Hintergrund die 3. Symphonie von Brahms.

Sagte ich schon mal, dass eine gute Vorbereitung alles ist? Na ja, Lauranet und ich hatten schon was länger vor meiner Reise in Gaydar gechattet. Deswegen holte er mich am Abend vor dem Frühstück im Hotel ab. Er stand da prachtvoll vor mir und folgerichtig gingen wir erst mal zusammen entlang der ehemaligen Prachtstraße Canebière. Das kommt von dem Wort Cannabis. Hier war aber früher nicht Klein-Holland, sondern die Seilmacher der Stadt. Bald bogen wir aber ab, in das algerische Marktviertel.

Lauranet unterwies mich noch mal darin, wie gefährlich es wäre in Marseille als Schwuler Hand in Hand zu gehen. Ich glaube zum einen sagte er sich das selber. Und zum anderen hatte ich vom ersten Tag an bemerkt, dass dies nicht stimmt. Vielmehr habe sich die Junx in Marseille stillschweigend darauf geeinigt, folgendes Spiel miteinander zu spielen: Ich spreche Dich für eine Zigarette oder wegen der Uhrzeit an. Du sagst nein, und 5 Meter weiter frage ich noch mal, ob es nicht normal, ist einen anderen Mann so was zu fragen. Und schon fällt einem ein, das mann ja noch Zigaretten im Hotelzimmer hat.“

Wenn man in das algerische Marktviertel abbiegt, passiert man unbemerkt einen Passstation und begibt sich durch ein Wurmloch im Raum-Zeit-Kontinium (es lebe der Fernsehkonsum) in das Algerien des 18. Jahrhunderts. Es war schon knapp vor 20 Uhr und der Markt schon abgebaut. Und nur noch der Schmutz und der Dreck und die Abfälle des Tages waren dar. Das gilt für die Dinge auf der Straße und die Menschen. So schlimm sich das ließt, so ehrlich ist es. Tiefe vernarbte und vergrämte Gesichter, abgewetzte Kleider, herrenlose Hunde. Abfall essende methusa-alte Männer. Jetzt ein gutes Equipement und ich hätte eine erfolgreiche Fotostrecke für die Magnum Agentur.

Er wie sich das so in großen Städten mit wenig Boden in der City begibt, war direkt dahinter der Platz „Cours der Julian“. Ein kleiner Platz mit vielen Restaurants und Bars in denen die jungen Franzosen der Stadt hingingen. Und da dies eine arme Stadt ist, sprechen wir nicht von schicken oder gestylten Bars. Ursprünglich, laut und runtergekommen, sind wohl die passenden Adjektive.

Laurent führt mich in eine spanische Tappa-Bar die gänzlich leer war. Überschwänglich und wie einen Geliebten, begrüßten die beiden spanischen Schwestern meinen reizvollen Begleiter. Die eine war kaum größer als Laurent und 120 Kilo leicht. Die andere war kaum 40 Kilo, aber größer als ich. Das erinnerte mich gleich an eine feminine Variante der spanischen Weltliteratur.

Lautstark führten sie uns in den Hof hinter der Bar. Hier quoll überraschenderweise über, von jungen Franzosen und Exil-Spaniern, die noch lauter als die Besitzerinnen den Abend feierten. Konversation als Vorspiel ist schon was Feines. Mit Rotwein gesüßt sowieso. Aber Englisch mit französischem Akzent und leichtem Lispeln ist einfach ein göttliches Wundermittel.

Und so konnte ich dieser Nacht alle Vorzüge eines 5-Sterne-King-Zeit-Bettes, die Wildheit der Nacht und den Zauber der Hände des Gärtners genießen. Dazu noch meine Lieblingsmusik aus meinem Laptop. Und wenn es etwas gibt, was noch schöner ist als einvernehmlicher, wilder Sex, dann ist es in den Armen dieses Mannes einzuschlafen und den Duft seiner Haut und unserer gemeinsamen Nacht zu inhalieren. Damit mann diesen Duft nie mehr vergießt.

Laurent wollte am nächsten Morgen das Frühstück unbedingt auf seiner Terrasse einnehmen, was ich jetzt wo ich hier sitze natürlich sehr verstehe. Wir beschließen heute am Sonntag, den Tag der Wahl des nächsten Französischen Präsidenten, schnell erst zur Wahl zu gehen und dann zum Schwimmen nach Cassis zu fahren.

Als wir die Grundschule um die Ecke betreten, bekomme ich ein Gefühl für den Patriotismus der Franzosen. In dieser Schule wie aus dem Kitsch-Kinderbuch, sind alle Wähler mit stolzerfüllter Brust anzutreffen. Liberté, Égalité, Fraternité, steht quasi jedem auf der Stirn geschrieben. Bereits im ersten Wahlgang war die Wahlbeteiligung schon sehr hoch gewesen. Nicht zu letzte wegen einer Landesweiten Aktion, als Reaktion darauf, dass es bei der letzten Wahl Jean-Marie Le Pen bis zur Stichwahl geschafft hatte. Hier in dieser Schule sah ich also die 50jährige, die sicherlich Klamotten trug, die einer 20jährigen schon zu frivol gewesen wären. Den Beur, also die so genannten algerischen Einwanderer, der nach der Wahl sich als Franzose fühlen durfte. Und die Damen mit flascher Dreireihigen Perlenkette und Chanel-Kostum-Kopie. Hier in dieser sonnigen Grundschule roch es nach dem Pulverdampf der beim Sturm auf die Bastille verschossen wurde.

Kein Wunder denn die Marseillaise wurde nun mal am 30. Juli 1792 als Lied von republikanischen Soldaten aus Marseille beim Einzug in Paris gesungen und am 14. Juli 1795 zur französischen Nationalhymne erklärt.

Freudig verließen wir den Ort der Bürgerrechte und machten uns mit dem Wagen von Laurent auf Richtung Cassis. Ein kleines Dorf voller Jachten und Touristen, das zu recht von seiner wunderschönen Küste lebt. Etwas vor dem Dorfkern, dort wo die Villen stehen, führt mich Laurent zu einem versteckten Zaun. Hinter dem führte ein steiler, steiniger Weg zu dem „Strand“. Er wird in Marseille der Pampelmusen-Stand genannt, weil die Villa neben dem Weg so heißt. Cassis ist berühmt für seinen Kalkstein, der Marmorgleich eine wunderbare Farbe und Zeichnung hat. Und damit war der „Stand“ dann auch eine kleine Bucht, die nur aus der Brandung und einem ehemaligen Steinbruch für diesen weißen Stein bestand. So lagen nun alle Schwulettas und Heteras, wie auf einem Tiffany-Marmor-Präsentierteller. Und als Laurent und ich vom Schwimmen zurück zu unseren Handtüchern kamen, waren alle meine Sinne wie überfüllte. Ich war geblendet von dem Blau des Meeres, der Licht der Sonne, das sich in dem strahlenden weißen Kalkstein besonders stark spiegelte. Ich fühlte den Körper des Gärtners. Ich roch in seinen algerischen Bauchhaaren unserer gemeinsame Nacht. Und ich schmeckte das Salz des Mittelmeers auf seinen Lippen. Und um den Kitsch perfekt zu machen, hörten wir gemeinsam der Brandung zu.

Ich hatte Dich gewarnt. Es wird romantisch. Also gut kommen wir zu dem eigentlichen patriotischen Teil. Da ich Laurent bei unserem Abendessen an der Strandpromenade von Cassis damit geärgert hatte, dass es in Marseille ja kein anständiges schwules Nachtleben gibt, schlug er mir ein Bier für den Abend im Trash vor.

Und so fuhr ich dann mit ihm nach meinem Tagestrip in Cassis und ein wenig Ruhe im Hotelzimmer gemeinsam ins Trash.

Auch dies war wieder eine schwule Bar auf hohem internationalen Standard, mit allen Erlebnis-Einrichtungen, die mann sich so von einer Sexbar vorstellt und wünscht. Nur die Besucher waren kaum da und von schlechter Qualität. Das gab mir die Gelegenheit zu bemerken, das in dieses Bar, die in Köln wie das Midnightsun oder die Station-2-b einzuschätzen ist, alles für die Präsidentenwahl geschmückt war. Überall hing die Trikolore. Auf den 15 Videoschirmen liefen nur auf drei ein Porno und in den übrigen wurde live von dem Sieg von Nicolas Sarkozy berichtet. Es lagen selbst im Eingang zu den Kabinen noch Wahlflyer der beiden Kandidaten.

Da aber Laurent mindestens so bekannt in Marseille ist, wie ich in Köln, suchte er uns was Leckeres aus und schnell verlegten wir das Geschehen in mein Hotelzimmer.

Und da brachten nicht nur uns drei zusammen. Sondern auch die Brüderlichkeit, die Gleichheit und die Freiheit. Nach dieser Nacht werde ich wohl nie mehr an dem Nachtleben Marseilles zweifeln. Und die Deutsch-Französische Freundschaft wurde ausgiebig vertief.

Da einzige was seltsam war, ist das im Hintergrund der Fernseher stumm lief und nach der Wiederholung der Dankesrede von Sarkozy, Mireille Mathieu stumm die Marseillaise anstimmte. Also sah ich gleichzeitig Mireille singen, hörte von meinem Laptop, den Tod Siegfrieds, komponiert von R. Wagner. Und fühlte, dass wir Drei keinen besseren Weg finden konnten Romantik und Patriotismus zusammen zu bringen.