24.02.2020

Gefühle kennen keine Zeit.

Gefühle? Zeit? Gefühle kennen keine Zeit!

Das muss mann nicht lang erklären. Wenn es um negative Gefühle geht.


Die bleiben oft länger als wir Tränen haben. Sie halten sich nicht an Tag oder Nacht. 
Wissen nicht was heute, morgen oder gestern ist. Mann kann sie manchmal für immer fühlen. 

Liebeskummer, Trauer, Verlust. Alles immer und immer wieder. Einfach immer wieder abrufbar für uns. Schmerz to go, sozusagen. Und das als Flatrate. 



                       Haría - für mich der schönste Ort auf Lanzarote

Und positive Gefühle? 

Die haben Geschmack. Die haben einen Geruch. Die haben einen Ort. Sie sind oft wie eine Explosion. Aber oft behandeln wir sie so, als hätten sie eine kurze Lebensdauer. Sie sind aber genauso wenig endlich, wie die negativen. Anstatt sie als Gefühl zu geniessen, verwechseln wir sie oft mit Erinnerung. 

Diese Kartoffeln von Foto habe ich an einem Naturstrand im Norden von Lanzarote gegessen. Nicht nur das Meer und sein Wind, haben mir diese Kartoffeln zu einem Fest gemacht. 

Da dieser Strand ein Surfer Paradise ist und das Dorf in dem ich sitze, alle Fantasien dazu in der Luft trägt, esse ich dieses typische Gewächs der Insel voller inbrunst. Ich weiss nicht, ob aus Hunger oder aus Sehnsucht. So sehr meine Augen auch hungrig sind nach Surfern. So sehr verschwindet dieser Hunger, je mehr ich diese Kartoffeln esse. 

Sie sind klein und salzig. Das ist der Insel geschuldet, die als Vulkan-Insel kaum Muttererde hat. Und mann so bei jedem Bissen, das Salz des Meers schmeckt. 

Aber ich schmecke gar nicht das Meer. Mit jedem Bissen bin ich mehr zurück in die Küche meines goldenen Dreiecks. Und dieses Dreieck ist Zeitlich 20 Jahre zurück. Und geografisch 4 Flugstunden weit weg. 

Ich habe während meines gesamten Studiums kein einziges mal, mich selber bekocht. Jeden Mittag bekam ich ein drei Gänge Menü meiner Großmutter. Immer mit dem gleichen Satz serviert: „ich weiß nicht, ob ich genug Salz rein getan haben.“ Und da es mir eigentlich nie salzig genug sein kann, waren meine Großmutter und ich ein perfektes Mittagessen-Pärchen. Das war dieKüche meines goldenen Dreiecks. 

Aber das ist nur eine Ecke. Die zweite Ecke war keine Küche oder Kühlschrank, sondern ein Hörsaal. Genauer gesagt Hörsaal I der Kölner Universität. Der dritte Punkt des Dreieckes war ein Park, in dem es einen Teich gibt, besser gesagt einen Weiher. Mit viel Grün drum herum und auch anderen Herren, die Herren lieben. 


Und genau in der Mitte dieses goldenen Dreiecks lag meine Studentenbude. So hatte ich es zu keinem der drei Ecken mehr als 100 m. Und damit waren alle meine Grundbedürfnisse ausreichend und umfassend abgedeckt. Und ich habe dort viele gute Gefühle gesammelt. 


Und diese Kartoffeln lassen mich wieder meine Oma sehen. Ihre Küche riechen. Das Echo im Hörsaal spüren. Und den Wind der aus dem Gebüsch kommt, hören. 

Maslow wäre wohl mit mir in dieser Zeit sehr zufrieden gewesen. Auch wenn es von seiner Pyramide (die in seinen Schriften so gar nicht vorkommt) noch ein paar unbefriedigte Etagen gab. 




https://drive.google.com/uc?export=view&id=1-D6tV8U01oY6YiJbyOzWAXbwzbgyK6CJ

(Restaurante Costa Famara)

Essen - Lernen - Sex. Es gibt schlechtere Routinen. Und wenn man der Pyramide eine Dimension klaut, wird sie ja zum Dreieck.

Jetzt sitze an diesem Strand. Für eine Woche bin ich auf dieser Insel. Sie verdankt ihre Existenz mehren Vulkanen. Und sie hat auch überall erloschene Vulkane. Ich nenne diese Insel nicht Lanzarote, sondern Homolulu. 

Dieses Wort kann man nutzen für die Geburt eines Vulkans oder auch für den Versuch eine Utopie konkret zu machen


Wir in Deutschland kennen das Wort als Namen für das erste internationale Homosexuellen-Treffen. Es fand 1979 in Frankfurt statt und ist DER NUKLEUS für das, was wir in Deutschland Schwulen Bewegung nennen. Und damit hat dieses Treffen den rote Teppich gelegt, über den heute alle Schwulen ihre Gleichstellung, Institutionen und sonstige Projekte realisiert haben.  


Dieser Text beschreibt mich, wie ich in dieser Woche dort am Stand sitze. Ich habe zwar kein neues goldenes Dreieck für mich gefunden. Aber ich habe auch keins gesucht.


Mein Köper ist hier. Ich sehe die Brandung, ich fühle den Wind und ich sehe das Meer. Mein Geist weiss genau wo ich bin. Nur meine Seele ist ganz woanders. Da wo es keine Zeit gibt. Da wo die Gefühle sind.




Natur- und Surfstrand auf Lanzarote


Ich habe mich in dieser Woche der Realisierung meiner Utopie gestellt. Dem ZUHÖREN.

Warum ist das eine Utopie? Weil nichts, wirklich nichts schwerer ist, als zu zuhören. Die Fachkraft spricht von aktiven zuhören. Ich verstehe darunter das vollständige im Hier und Jetzt sein und zwar bei meinem gegenüber und mit meiner ganzen Menschlichkeit seine/ihre ganze Menschlichkeit zu erfassen und wirklich erkunden zu wollen. Dazu muss ich mich, mein Ego, meine Meinungen, meine Erfahrungen und auch alle meine Werte zurückstellen und mich vollständig auf das Gegenüber einstellen.   

In 15 Jahren Coach sein und in 52 Jahren leben, ist es mir nie gelungen einen Menschen näher zu kommen als mit dieser Technik. Wenn ein solcher Moment gelingt, wenn eine solche Gesprächssituationen herbeigeführt werden kann, dann passiert zwischen diesen Menschen etwas. Und diese Verbindung bleibt.  Mann kann auf ihr Vertrauen und Verständnis auch für die Zukunft aufbauen.

Aber auch ich bin nicht immer stärker als mein Ego. Sehr wahrscheinlich sogar öfter als mir lieb ist. Auch die anderen Kriterien sind nicht immer leicht zu kontrollieren. Es braucht Übung.
Überraschender Weise ist es aber nicht wirklich anstrengend. Im Gegenteil. Wenn mann es vollständig erlebt, gibt es einem als aktiver Zuhörer wahnsinnig viel Energie.

Meine Utopie ist es genau das zu tun. Aktiv zuhören. Aber diesmal keinem Coachee. Keinem Freund. Keiner Freundin. Sondern mir selber. Mir und meinem Geist, Seele und meinem Körper.

Das klingt sehr esoterisch. Ist es aber nicht. Wir sind einfach alle voll. Ich bin voll. Mit Informationen, mit Gefühlen, mit Lichtern, mit Farben, mit Werbung und und und und...

Meine Metapher, die ich dafür habe, ist die einer Waage. Jede auch noch so gute Waage muss nach einer gewissen Zeit neu geeicht werden. Und so ist es auch mit uns und unserem inneren Gleichgewicht. Wir brauchen ab und zu mal eine Zeit, in der wir keinen Input bekommen und diese Pause nutzen, um in uns aufzuräumen.

Das letzte Mal dass ich dieses „Eichen“ gemacht haben, war beim Baden im Toten Meer. Da gibt es bis zum Horizont keine Flora, gibt es keine Fauna, gibt es keinen Wind, gibt es keine Farben, gibt es keine Häuser und gibt es keine Menschen. Und wenn man dann noch in einem Salz–Wasser schwimmt, dass einen nicht untergehen lässt, passiert das ganz automatisch. Und das Außen ist mal gerade nicht wichtig. Und das Innen, tritt in den Vordergrund.

Dieses Bild zeigt nicht nur was dann passiert, sondern auch welchen schönen Effekt mann dabei hat.




Heilung brauchen wir immer. Jeder. Auch ich. Auch meine Seele. Erreichen kann mann das nie. Anstreben immer.

Ich war zweimal im Toten Meer und habe zweimal erlebt, dass in der Stille und in dem Nichts, keine Leere und Lautlosigkeit auf mich gewartet hat.  Auch ist da keine Einsamkeit oder Angst gewesen. Sondern Klarheit und Verbundenheit mit mir selber und der Natur.

Und je mehr ich meine Kartoffeln zu Ende gegessen habe, komme ich zurück von meinem geistigen Ausflug ins Goldene Dreieck und zum Totem Meer.  Ich spüre meine schweren Beine und meinen grossen Durst. Diese kleine Mahlzeit, in diesem Dorf am Natur-Strand ist meine Belohnung, für eine dreistündige Wanderung auf dieser Insel.  Mein Homolulu.



Es ist das dritte mal, wo ich mir selber zugehört habe. DiesmalZu ersten mal auf dieser Wanderung im Naturpark von Lanzarote. ( Nationalpark Timanfaya Las Palmas )



https://drive.google.com/uc?export=view&id=1UlK5CzRiypXqSaW8Teo9DQ53YpCyGvNO    


Hier gibt es nichts als Steine: große Steine, kleine Steine, spitze Steine. Brocken. Steine in allen Formen. Links und rechts werden diese Steine eigentlich nur unterbrochen von großen alten erloschenen Vulkanen, von dem man hofft dass sie so bald nicht wieder ausbrechen werden. Spätestens nach 1 Stunde wo ich keinen Menschen gesehen habe und der Horizont mein Freund geworden ist, bleibe ich stehen. Und höre zu. Und auch hier gibt es keine Flora. Keine Fauna. Kein Wind. Kein Vogel, der singt.

Stille. Absolute Stille. 

Und dann fange ich an, alle 100 m wieder stehen zu bleiben und diese Stille zu genießen. Und je mehr ich diese Wanderung begehe, desto mehr lerne ich etwas von neuem.

Ich lerne das SEHEN neu. Ich lehne das GEHEN neu.  Ich lerne das HÖREN neu.

Wie oft heben wir dem Kopf?  Wie oft schauen wir wirklich unser Gegenüber in die Augen? Wie oft sind wir nicht auf das direkt vor uns konzentriert, sondern auf das weit entfernte? Wann schauen wir in die Luft? Wann lassen wir einfach unseren Blick schweifen? Ohne irgendein bestimmtes Ziel oder eine Funktion.

Wenn dich nichts ablenkt, dann ist die Stille der Freund deines Sehens.

Meine Wander-App schlug mir eindeutig links als weiteren Wanderweg vor. Nur war da kein Weg. Da war nichts als Steine. Deswegen stecke ich die App weg und hörte der Stille zu. Und ich fing an zu sehen. Denn ich suchte keinen Weg mehr, sondern ich fing an die Steine mir wirklich anzusehen.

Mindestens für mein Auge gab es noch keinen erkenntlichen Weg. Aber als ich angefangen habe die App zu ignorieren und den Kopf zu heben, sah und hörte ich die Stille. Und mit der Stille sah ich auch anderes. Ich  sah das was ich vorher nicht sehen konnte. In dem Meer von Steine nahm ich auf einmal Steine wahr, die auf einander gelegen haben. Und zwar auf eine Weise das es eindeutig war, das sie nur von Menschen so aufgeschichtet worden sein konnten.

Und plötzlich waren sie da. Nein, plötzlich konnte ich sie sehen. Da waren die Wegweiser für den Weg, den es nicht gab. Und ich konnte sie nur wahrnehmen, weil ich nicht mehr nach einem Weg gesucht habe, sondern angefangen habe die Steine zu sehen.

Ich habe auf eine neu Weise gesehen.


https://drive.google.com/uc?export=view&id=18wKtExRqZfSvhxOJSnBHhE3BQtUEWdgg  



Schotter. So nenne ich viel Steine, die unterschiedlich gross sind, aber alle insgesamt gerade noch so klein, das mann über sie gehen kann. Aber jeder Schritt will bedacht sein, jeder Schritt ist geplant, jeder Schritt mit Bewusstsein gesetzt. Ganz im Gegenteil zu dem, wie ich sonst gehen. Und wenn man das mal für ne Stunde macht, dann ist es eine Wanderung,  auf der mann auf einmal das erlebt, von dem mann sonst nur gelesen hat:  FLOW.

Ich bin auf eine neu Weise gegangen. 






Für mich sind die Steine die negativen Gefühle. Und die Vulkane die positiven Gefühle. Sie beide zusammen bilden die Landschaft,die sich mein Leben nennt. Die Explosionen an guten Gefühlen bleiben mir als herausragende Vulkane immer gewahr. Aber wenn ich nicht aufpasse nehme ich sie als weit weg wahr. Als Erinnerung. Statt sie zu fühlen. 


Und wenn ich mich zu sehr auf die Steine konzentriere, verliere ich den Weg und falle ins Negative. 

Ich freue mich das meine „Waage“ wieder geeicht ist nach dieser Woche.  Und ich beide Gefühl fühlen kann. Und die ganze „Landschaft“ begehen kann. Und damit beide intensiver fühlen kann. 

Ich konnte und ich kann auf eine neue Weise fühlen. 

Als ich die letzte Kartoffeln zu ende gegessen hatte, sah ich dem letzten Surfer zu, wie er aus dem Wasser kam. Und ich leckte mir das Salz von meiner Haut, am linken Handrücken. Meine Augen starten über meine Hand hinweg und folgten seinem entspannten Gang und vom Wasser gegerbten  Körper zum Bootshaus.  

Kurz bevor er in dem Schuppen verschwanden,  schaute er zu mir rüber und leckte sein Salz von seinem rechten Handrücken ab. 




03.02.2020

Jeder hat sie. Jeder.
Jede hat ihn. Jeder.

Jeder hat diese eine Platte, die das Raum-Zeit-Kontinuum unterbricht. Die Gravitation am Körper rückgängig macht. Die Gefühle von gestern, heute und morgen in sich trägt. Der Song der einen tanzen  lässt, egal ob mit Tränen oder einem Lachen.  Der Melody die dich versteht. Der Rhythmus der der Welt entgegen schreit, wie du dich fühlst. Der Songtext der mehr kann als alle Therapeuten zusammen. Der Monent wo du dir ganz selber gehörst. Und auch zuhörst.

Und dann gibt es diesen einen Ort. Kein Jungbrunnen. Kein Wunder keine Zaubertrick. Aber mein Gott tankst du da auf.  Strömt die Energie in dich zurück, die du vorher der Welt geschenkt hast. Und noch mehr.

Und dann kommen die beiden zusammen.

Und ich finde mich in der Flottwellstrasse in Berlin wieder. Und tanze nackt zu Donna Summers LAST DANCE durch die ganze Wohnung. Und ich bin glücklich.

Und jetzt weisst ich, das ich wirklich erwachen bin.

Denn als der Junge Mann von gegenüber mich anlächelt, weiß ich das er mich ANlacht und nicht AUSlacht.

Was ist dein Song?
Wann bist du am Tanzen?
Wo bist du glücklich?

PS: Ich widme diesen Text allen meinen „letzten-Song-Momenten meine Karriere im LuLu I. Nicht aber II. Und nie auf der Tanzfläche. Aber gerne daneben.