02.09.2003

Waagen werden geeicht. (4. Reisebericht aus Wien)

Waagen werden geeicht.
Uhren gestellt.
Messer geschärft.
Und ich fliege nach Wien.

Als westlichste Stadt des Ostens, ist Wien viel mehr Ostblock als Prag,
Warschau und sonstige Städte.

Als verwöhnte Hard-Core-Reisetucke, habe ich ja schon viel gesehen und
mir auch sonst viel Mühe gegeben. Und dann komme ich nach Wien!

Aus dem Licht, ins Dunkel.
Aus dem Rokoko in den Klassizismus.
Aus dem blühenden Garten, auf den Acker.

Und nach zwei Tagen ist mann dankbar.

Für Menschen die sich mühe geben.
Für Männer die zu mindestens in Frage kommen.
Für Sex der wenigstens ansatzweise Hauptstadt-Charakter hat.

Gut es gibt die Kunst. Wien hat ja sonst keine Bodenschätze. Und das Museumsquartier ist schon eins der schönsten Museumslandschaften.

Gut das Cafe Berg gefällt mir schon sehr gut. Kaffeehaus-Kultur ist halt auch Kultur.

Aber dann am Samstag Abend im Chains,.. pardon Lo:sch.

Das Lo:sch hatte Geburtstag. Fünf Jahre. 200 Mann aus Wien, Kärnten, Graz und Slowenien.

Alleine schon die Adresse: Fünfhausgasse. Es ist im Keller eines Hetero-Puffs im 7. Bezirk. Knapp hinter einem Luftschutz-Flackturm der
aus dem WK II.

Als wir aus dem Taxi gestiegen sind, haben die Mädels gerade ihre gewerkschaftliche Pause gemacht. Und ihrer Titten zum lüften aus dem Fenster hängen gelassen. Die Begrüßung als wir aus dem Taxi in Gummi, Army, Leder und sonst wie stiegen, kannst Du Dir ja vorstellen....

Ok Walter - mein Gastgeber - ist Architekt. Und als Schatten-Präsidentin des LMC Vienna hat er denn Keller auf strickte Funktionalität getrimmt.

Aber die Absonderlichkeiten hatte ich mir eigentlich im Naturhistorischen Museum ansehen wollen. Aber nicht lebend. Und nicht Samstag Nacht. Wobei man schon sagen kann das das Natur- und das
Kunsthistorische Museum wunderschön ist in Wien.

Als sorgsamer Gastgeber hatte Walter zur Vorbereitung des Abends ein Dinner gegeben. Ein Österreichisches, Slowenisches, Spanisches und Bundesdeutsches Dinner zu Acht.

Gut das wir alle schwul sind und nicht in vier Sprachen über das Wetter sprechen mussten. Sondern natürlich über Sex. Und glaub bloß nicht das ich mich verzählt habe. Das Wienerisch an für sich und im besonderen.... ist ..... besonders...

Nach dem Kostümball im Lo:sch im Hinterhof-Sissi-Ballkeller, sind wir noch ins Nightshift.

Das ist so wie das Chains am Freitag. Also Schulz-Jugendgruppen, Lycra-T-Shirts und Lo:Sch-Enttäuschte.

In jeder Stadt der Welt spotten wir ja gern über die Barmänner. Wien hat da was besonders zu bieten. Im Nightshift ist es Regi.

69,175,124,w.

Also 69 Jahre alte, 175 cm groß, 124 Kilo leicht und eine ECHTE Frau. Obwohl sie butcher ist, als alle Kerle zusammen.

Wir sind um 4 Uhr dort eingefallen. Im Lo:sch MUSSTE ich schließlich trinken. Und im Obstsalat vom Dinner war mehr Schnaps, als ich je in meinem Leben getrunken hatte.

Da fiel es mir auf das ich Alexander schon mehr als 12 Jahre kannte. Alexander ist der andere Freund denn ich in Wien besuche.

Und kaum waren es 5 Uhr hatte ich schon einen neuen Freund.

Für 30 Minuten.

Anyway, wie die Waage gehe ich jetzt wieder genauer. Wie die Uhr bin ich exakt. Wie das Messer wieder scharf.

Danke Wien.

Jetzt bin ich für Köln wieder bereit.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

komm spar dir deine verbalen ausscheidungen wien betreffend!
österreich war nie eine warschauer pakt staat, im gegesatz zu teilen deutschlands. so gesehen kann wien auch nicht ostblock sein. mag sein dass dein ästhetischen empfinden aufgrund der kölner 60er jahre architektur schwer gestört ist!

Morecgn hat gesagt…

Lieber Herr Anonym!

Jeder der Blogs schreibt freut sich über Reaktionen. Auch über solche wie Deine. Nur kann man nicht mit jemand der anonym ist diskutieren.

Von daher einen schönen Tag.

Wo auch immer du bist!