05.05.2007

Maria’s Starschnitt. (1. Reisebericht aus Marseille)

Plötzlich wurde ich wach. Die Maschine war hart, aber professionell gelandet. Noch ganz verwirrt sah ich aus dem kleinen Fenster auf den Flugplatz von Marseille. Die Wolken weinten und die Stadt hatte alle Farben vor die Tore verbannt. Ich hasse es einen Lufthansa-Flug zu buchen und dann in einer Eurowings-Maschine zu enden. Gerade mal 1 Zentimeter Patz nach oben bleibt mir, wenn ich in diesem Jet stehe.

Als ich den Schock der Busreise vom Flughafen in die Stadt rein überwunden hatte (eine Hafenstadt ist halt nicht überall schön), wurde ich mit meinem Zimmer im SAS Hotel direkt am ersten Platz der Stadt belohnt. Mein Zimmer geht zum Vieux Port, dem Jachthafen der Stadt und damit auch das Zentrum dieser Mittelmeer-Metropole.

Rund um diesen Hafen haben sich alle Eroberer der letzten 2500 Jahre verewigt, mit Bauten die weniger repräsentativ als nützlich und militärisch sind. Und so ist eine Mischung aus allen Stilen von Besatzern, Erobern, Königen und Händlern entstanden. Nie schön, nie Zusammenhängend, immer eher funktional. Aber immerhin wohne ich in einem Dreieck aus Jachten von mehr als 1 Mio Euro, einem echten Fort und einem Gefängnis der Welt-Literaturgeschichte (na welches Buch war das wohl ??? )

In dieses Stadt gab es keinen Herrn Haussmann der Alles in einen städtebaulichen festen Rahmen gebracht. Nur einen Herrn Auguste Perret der im frühen 20 Jahrhundert die langweiligste Form von Architektur in die Stadt brachte, die nur damals modern war.

Nachdem ich meinen, mal wieder viel zu voll gepackten, Koffer ausgepackt hatte, machte ich mich auf, zu dem ältesten Stadtteil von Marseille. Auf einem Hügel direkt am Hafen hatte ich mich schell trotz Karte und gutem Orientierungssinn verlaufen. Und das war gut so, denn diese Gassen voller Algerier, Franzosen, kleinen Geschäften und Restaurants, war überraschend schön und toll renoviert. Dachte ich. Aber dieses Labyrinth hatte im letzten blödsinnigen Weltkrieg schon allen flüchtigen Menschen vor den Nazis als Schutz gedient, um von hieraus eine Passage in die Freiheit zu bekommen. Deswegen hatte Herr Himmler persönlich befohlen die Altstadt wegzubomben. Von daher war das Labyrinth nur eine gute Kopie.

Am obersten Punkt des Hügels wurde mein Mut belohnt, sich durch alle Gassen und kleinen Plätze, auch ohne Orientierung zu schlängen. Aus dem Chaos stach plötzlich ein strenger und auffallend symmetrischer Bau auf. Er hatte lange als Abteil gedient und ich meine laaannge. Als vierstöckiger Bau in U-Form umschloss er eine kleine Basilika. Die Anlage gehorcht den strengen Gesetzten der christlichen Ordensbauten und wirkt umso stärker durch den Kontrast mit dem Chaos und Unübersichtlichkeit des Viertels um ihn herum. Diese ehemalige Abtei wird jetzt für zeitgenössische Kunst genutzt. Und dort wo sonst Jesus, Petrus und Maria wie die Hotel Tokio Boyband ihrer Zeit, übergroß im Starschnitt in der Basilika hängen, waren jetzt abstrakte Gemälde. Dies Bilder waren mit mindestens 5 mal 3 Metern nicht gerade klein und wirkten mit diesem besonderen „Rahmen“ aber alles andere als wuchtig. Nicht nur weil man dort auch hinter die Bilder gehen konnte war dies eine ganz andere Art Kunst zu sehen. Und auch eine andere Art einen kirchlichen Bau in einer anderen Funktion zu „erleben“.

Nach vier Stunden Stadterkundung habe ich dann noch schnell meiner Reputation als Jungfrau, also im Sternzeichen, alle Ehre gemacht. Denn Jungfrauen planen ja so gerne. Und zur einer guten Vorbereitung von einer Städtereise gehört natürlich auch nicht nur Land und Gebäuden kennen zulernen. Nein auch die Mensch in der fremden Ländern sollte mann sich stellen. Und von daher eine dreifaches Hoch auf das Internet, Algerien und meiner weisen Entscheidung ein Doppelzimmer zu buchen.

To be continued.

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