07.05.2007

Zweimal das Erstmal. (3. Reisebericht aus Marseille)

Der junge Algerier schaute mich mit großen Augen an und sagte „Bitte beeile Dich, sonst bekomme ich den letzten Bus zurück in die Vorstand nicht mehr.“ Ich hatte schon oft einen Orgasmus aus Geilheit und Leidenschaft bekommen, aber noch nie aus Gründen, die im Humor begründet sind. Seltsames Gefühl.

Aber neben der Geilheit gibt es viele Kräfte, die in mir wirken. Das ist zum Beispiel auch die Neugier. Obwohl der Algerier gerade erst gegangen war und mein Körper müde von der Reise, der Woche und den vielen Hormonen in meinem Körper war, siegte aber trotzdem die Seele. Weil eine für mich ganze neue Mittelmeer-Stadt vor den Türen meines Hotels auf mich wartete.

Na einigen freundlichen Empfehlungen von Herrn in den hiesigen Internetportalen habe ich mir zum Tanzen, für das „THE NEW CANCAN“ entschieden. Mich hätte der Namen schon stutzig machen sollen. Der ältere Herr am Eingang drückte erst mal die Touristen-Taste an der Kasse, und ich musste 5 Euro mehr zahlen, als alle anderen. Ganz weltmännisch ging ich darüber hinweg und schob mich durch die beiden Flügeltüren.

Zack. Da war ich jetzt in Marseille, das laut eigener Aussage 800.000 Menschen ihre Bewohne nennt und die größte Schwulenszene nach Paris hat. Aber das THE NEW CANCAN war der Schock schlecht hin. Ein Alptraum aus Rot und Schwarz. Ein Raum der spielend für 500 bis 700 Leute Platz hätte, war gerade mal mit 40 Leuten beseelt, deren Alterdurchschnitt bei schlappen 17,34 Jahren lag.

Sie hatten weder eine Hüfte, noch Haarwuchs, aber dafür alle eine BESTE-Freundin. Kurz und gut: Siegen bei Nacht ist wilder und Gewinnversprechender als diese Spelunke. Auch die Outfits ließen eher einen daran Zweifel, dass der Eiserne Vorhang zum einen gefallen und zum anderen nicht auch hier lang verlaufen ist.

Also nahm ich mir meinen für 15 Euro wohlverdienten Wodka und suhlte mich in meiner vermeintlichen Überheblichkeit. Und mit jedem Schluck merkte ich, dass ich diesen Raum irgendwie kannte. Er erinnerte mich an meine erste Diskothek. Ich war 14 und bin alleine in die Disco der Evangelischen Friedenskirche von Köln-Porz-Urbach gegangen. Auch dort war die Einrichtung unbeschreiblich und die Menschen so seltsam wie im THE NEW CANCAN. Und je mehr mir der billige Fussel durch das Blut ging, merke ich, wie ich an mein erstes Mal in einer Disco dachte. Nicht dass das was tolles gewesen wäre, aber es bleibt mir so gut in Erinnerung, weil die drei türkischen Besucher der Disco, die schon ein Jahr älter waren als ich und leichten Flaum auf der Oberlippe hatten, mich in an diesem Abend in einen Seitenraum verschleppten.

Hallo! Ich war damals 13 oder 14. Jetzt kommt nicht das, was Du denkst. Sorry. Nein, die drei Junx, machten mir schnell auf ihre eigene Art klar, dass ich nicht ein gewisse Scheide anschauen sollte. Offensichtlich die Freundin des Rudelführers. Und um Ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, bekam ich gleich auch das Erste mal in meinem Leben, eine in die Fresse. So weit nicht schädlich für meine Entwicklung. Nur zeigte es meinen weiteren Werdegang gut auf. Denn ich hatte natürlich nicht Scheide angeschaut, sondern die ganze Zeit meinen Blick auf den süßen Po und die tollen O-Beine, von dem jüngsten Mitglied des Rudels gelegt. Wie ich später erführ war sein Name Ali.

Ich sah mein Schicksal ein und dachte mir als ich das Glas Wodka ausgetrunken hatte: „OK tanzen ist nicht, aber ficken geht immer“. Also nahm ich meine präparierte Karte heraus und fand durch das nächtliche Marseille meinen Weg in L’ENTREPOT. Ein Sex Club direkt neben der Sauna LA PISCINE.

Da war dann auch alles auf internationalem Standard, so wie mann es mag. Die Location war so gestattet dass Vieles versteckt ist, aber Einiges offen genug ist, um es zu finden. Die Details spare ich mir, nur soviel: Marseille hatte mir nicht die aller erste Grade zu Begrüßung gesendet. Da ich aber mein schwules Navigationssysteme eingeschaltet hatte, merkte ich, dass sich die Herren der Nacht, immer wieder gerne durch eine kleine Pforte schlängelten. Da die Hoffnung ja bekanntlich zu letzt stirbt, bin ich dem dann gleich mal nachgegangen. Meine Stimme meines Navigationssystems, ist natürlich männlich und heißt nicht Susi, sondern Georg. Und kaum war ich durch die Pforte und konnte noch gar nichts sehen, weil es hier im Gegensatz zum L’ENTREPOT so hell war, hat Georg schwer Alarm geschlagen. Denn die Fahrbahn war auf einmal sehr rutschig. Nämlich macht Freitagnachts das L’ENTREPOT seine Pforte auf zu der Sauna LA PISCINE. Die beiden Etablissements liegen geschickter weise direkter Weise neben einander.

Ich weißt nicht was seltsamer ist, angezogen in eine ausgeschalteten Dampfsauna zu stehen. Oder nur von einem Handtuch bedeckt in einem „Gruppenraum“ zu stehen, während alle anderen angezogen sind.

Wie auch immer. Das war der Moment, wo die Hoffnung dann doch gestoben ist und ich gegangen bin. Dachte ich zu mindestens. Denn an der Kasse war die Krönung des Tages zu sehen.

Mein Kiefer tat mir ja sowieso schon weh, weil ich während meiner Stadtbesichtigung am Tage, die ganze Zeit meine Zunge hinter mir her ziehen musste. Die ganze Stadt, die ganzen Straßen sind voll mit diesen kleinen schwarzen Knopfaugen, mit dem leckeren dunklen Haar auf dem Kopf und im Gesicht. Groß sind sie auch nicht und die Popos sind auch wie bestellt. Und die nicht algerisch aussehenden Junx, sind alle frisch vom Cardinot Casting. Sascha ist also im Schlaraffenland.

Und der absolute Megaschuss, hatte seine Schicht an der Kasse des L’ENTREPOT begonnen, während ich mit Georg zusammen die Räume inspizierte. Oben ohne und mit der obligatorischen leichten Haarlinie auf dem Bauch, reichte er mir meine Jacke und … seine Telefonnummer. Seine Schicht wäre noch bis um 6 Uhr morgens und er hätte mich so süß gefunden, während er mich auf den Überwachungskameras des Hauses angeschaut hatte.

Small Brother is watching you!

To be continued.

PS: Na das Gefängnis der Weltliteratur schon identifiziert? Wie heißt der Roman? Kleiner Tipp: das Gefängnis heißt Château d’If.

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